Mitten in Zorneding:Das Amt, das keiner will

Nur nicht auffallen! Wenn es um die Besetzung ungeliebter Posten geht, werden Gemeinderäte plötzlich sehr zurückhaltend

Von Anselm Schindler

Es gibt dankbare und weniger dankbare Ehrenämter. Zu ersteren gehören Aufgaben bei der Freiwilligen Feuerwehr oder bei den Schülerlotsen. Wer Katzen von hohen Bäumen rettet, Kinder aus brennenden Häusern befreit oder sie sicher über die Straße bringt, der wird belohnt: mit bewundernden Blicken aus großen Kinderaugen und dem Schulterklopfen der Gesellschaft. Und dann gibt es die Ehrenämter, die nur viel Papierkram mit sich bringen. Die keine Kinderaugen leuchten lassen und bei denen die Menschen um einen herum höchstens fragen: "Sag mal, was machst du denn da eigentlich?"

Zu diesen Ämtern gehört beispielsweise die Vertretung von Gemeinden in den Vorständen von Musik- oder Volkshochschulvereinen. Wie das schon klingt... Auch die Gemeinde Zorneding ist dazu verpflichtet, Vertreter in diese Gremien zu schicken. Das heißt: Der Gemeinderat muss einige seiner Mitglieder für diese Posten wählen.

So weit, so gut. Schwierig aber gestalten sich Wahlen, wenn sich niemand zur Wahl stellen will. So geschehen bei der jüngsten Gemeinderatssitzung. Fünf Posten stehen zur Wahl: drei für den neugegründeten Verein der VHS, zwei für den der Musikschule Vaterstetten. "Vorschläge für die Wahl?", fragt Bürgermeister Piet Mayr in die Runde. Eine Antwort bekommt er nicht. Viele der Gemeinderäte, die einige Tagesordnungspunkte zuvor noch lebhaft diskutiert hatten, blicken starr auf den Tisch. Jetzt bloß nicht auffallen!

Nach langen Momenten der Stille meldet sich hektisch Bianka Poschenrieder, Zweite Bürgermeisterin (SPD): "Ich schlage den Dritten Bürgermeister vor!", sagt sie. "Wer Dritter Bürgermeister sein will, muss auch Verantwortung übernehmen". Der Dritte Bürgermeister, Christian Krumpholz (CSU), lehnt allerdings ab. "Das wäre ja eine Ämterüberhäufung", sagt Krumpholz. "Herr Dietz, Herr Lenz, wie wäre es?", fragt Bürgermeister Mayr forsch. "Kommt schon, da muss man eh nichts machen, das sind vielleicht zwei Sitzungen im Jahr!" Die Szenerie erinnert ein wenig an den Streit von Geschwistern, wenn es um das Ausräumen der Spülmaschine geht.

Dann schlägt jemand den Bürgermeister vor. Mayr seufzt. "Mach ich", sagt er. Das Eis ist gebrochen: Johannes Schott (CSU) und Hubert Röhrl (FW) melden sich freiwillig. Und weil es eh schon egal ist, lassen sich Mayr und Schott gleich in die Vorstände von beiden Vereinen wählen.

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