Mitten in Vaterstetten:Nachricht vom Außerirdischen

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Aufregende Neuigkeiten hört man bisweilen im Autoradio. Fast schade, dass nicht wirklich ein Ufo im Anflug war

Von Rita Baedeker

Es geschah an einem ganz normalen Tag. Irgendwo auf der Wasserburger Landstraße kurz nach 13 Uhr. Aus dem Autoradio tönt die vertraute Stimme der Moderatorin. Von einer "Sonde" ist die Rede. Frühmorgens erst entdeckt. Eine Sensation. Die UNO hat eine Sondersitzung einberufen. 45 000 Kilometer von der Erde entfernt hätten Wissenschaftler es gesichtet, das unbekannte Flugobjekt. Noch wisse keiner, mit welcher Mission. . . "Mir ist jetzt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen zugeschaltet", sagt die um Nüchternheit bemühte Moderatorin. Eine Astrophysikerin stellt Mutmaßungen über die Herkunft des Dings an. Aber sicher sei im Augenblick gar nichts. Die ersten "Hörer" rufen in der Sendung an. Ob es sich nicht doch um einen Satelliten handeln könne. Einige freuen sich. Endlich rücke der erste Kontakt mit Außerirdischen in erreichbare Nähe, sagt ein Mann. Andere äußern Bedenken. Der Berlin-Korrespondent berichtet über die Reaktion der Bundesregierung, die da lautet, die Bürger sollten die Fenster zuhängen, dass kein Licht nach draußen in die kosmische Ferne dringe.

Nun ist klar: Die Sendung muss ein Fake sein. Andererseits: Sie haben gerade Gravitationswellen entdeckt, das hielt auch kein Mensch für möglich. Warum also nicht Aliens? Also erst mal umschalten auf andere Sender, man weiß ja nie. Die bringen über die seltsame Sonde - nichts. Nun beginnt es auch noch im Gerät zu knistern. Leider gebe es gerade Störungen, erklärt die Moderatorin und meldet (knister) weitere News: Die Vereinten Nationen hätten (knister, knister) soeben einen "Menschheitssprecher" gewählt, sollte es zum (knister) Kontakt kommen. Der Auserwählte sei Morgan Freeman. Ihre letzten Worte (knister, knister, knister) gehen im kosmischen Rauschen unter, dann ist es für Sekunden still. Es ist 14 Uhr an einem völlig normalen Tag. Das Radiofeature über etwas, das sein könnte, ist vorbei. Die Allerweltsnachrichten beginnen mit Brüssel, womit sonst? Und obwohl man es ja eigentlich gewusst hat, ist man doch enttäuscht. Vielleicht hätte ja so ein alles in den Schatten stellendes Ereignis wie der Besuch Außerirdischer die Erde friedlicher und einiger gemacht.

© SZ vom 04.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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