Mitten in Vaterstetten:Hinter Gittern - der Radlknast

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Fahrräder werden am Baldhamer Bahnhof bald eingesperrt - zu ihrem eigenen Schutz. Ein bisschen Freilandhaltung bleibt aber doch noch erhalten

Eine Kolumne von Wieland Bögel

Käfighaltung ist ein ambivalentes Thema, geht es um Hühner, wird schnell der Vorwurf der Tierquälerei laut, geht es um Kieselsteine hinter Gittern, also Gabionen, wird über die Ortsbildverschandelung geklagt. Bei Fahrrädern, so scheint es zumindest, ist die Käfighaltung weitgehend unumstritten. Jedenfalls ging es im Vaterstettener Verkehrsausschuss mal wieder um die Verbesserung der Fahrradständer im Süden des Baldhamer Bahnhofes. Der ist zugegebenermaßen keine Augenweide, gelegentlich sollen sich dort sogar ein paar junge Vaterstettener - ja, ein paar davon gibt es tatsächlich - treffen und dabei Lärm und Schmutz verursachen. Abhilfe könnte der nun erneut im Ausschuss vorgestellte Käfig schaffen, der die Radl vor Vandalismus schützen soll.

Die Verwaltung hatte dazu einen Vorschlag vorgelegt, der gesamte Radlschuppen wird eingezäunt, wer hineinwill, kann für fünf Euro Pfand einen Schlüssel im Rathaus ausleihen. Kosten für die Gemeinde: etwa 14 000 Euro. Eine Idee, die grundsätzlich auf viel Zustimmung stieß, allerdings sollte man auch ein wenig Freilandhaltung zulassen, beantragte die SPD. Deren Fraktionschef Sepp Mittermeier regte an, den Zaun nur um den halben Schuppen zu ziehen. Unterstützung kam von Manfred Vodermair von der CSU, man solle auch Gelegenheitsradlern die Gelegenheit geben, ihr Fahrrad am Bahnhof abzustellen, ohne gleich im Rathaus einen Schlüssel besorgen zu müssen. Widerspruch kam dagegen von Herbert Uhl (FW), dem es offenbar weniger um die Sicherheit der Fahrräder als um Ruhe als erste Bürgerpflicht ging: "Bei einer Teileinhausung haben wir trotzdem noch das Problem mit dem Jugendtreff."

Wobei sich nicht ausschließen lässt, dass dieser künftig innerhalb des Zaunes stattfindet. Denn, wie es von der Verwaltung hieß, sei ein Sicherheitsschloss mit registrierten Schlüsseln nicht geplant, aus Kostengründen. Zumal es bei bis zu 100 Schlüsseln ohnehin schwierig sei, zu kontrollieren, wer welchen wann genutzt habe. "Ohne Kontrolle ist das alles nichts wert", meinte Vodermair.

"Wir schauen einmal, ob es funktioniert, wenn nicht, kann man immer noch nachrüsten", schlug Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) vor. So kam am Ende ein einstimmiger Beschluss zustande, der Fahrradständer wird zur Hälfte eingezäunt - damit wird es auch nur halb so teuer. Reitsberger kommentierte den Beschluss seiner Gemeinderäte mit den Worten: "So wird aus einem sozialen Brennpunkt der Gemeinde ein Sicherheitstrakt für Fahrräder."

© SZ vom 11.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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