Mitten in Vaterstetten:Ein paar Cent Abschreckung

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Zwölftonner zahlen ab sofort auf vierspurigen Bundesstraßen. Im Landkreis trifft das für eine gerade einmal einen Kilometer lange Strecke zu. Ob sich renintente Brummi-Fahrer die paar Cent wirklich sparen?

Von Stefan Salger

Ein paar Jahre nach der Jahrtausendwende gab es vor allem ein Thema: Auf deutschen Autobahnen sollte eine Maut für Zwölftonner und noch größere Lastwagen eingeführt werden. Für Aufsehen sorgte weniger die manchmal als Wegelagerei geschmähte Benutzungsgebühr als vielmehr das sündteure Erfassungssystem. Deutschland ging 2005 mal wieder einen Sonderweg - unter den verwunderten Blicken der restlichen Welt. Und so bauten die Trucker zähneknirschend On-Board-Units ein und ließen sich von Satelliten überwachen. Ähnlich wie bei der von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt geplanten Maut für Autos war das alles superkompliziert. Aber halt auch supertoll durchdacht und supergerecht.

Manche Brummifahrer wichen dennoch lieber auf die Landstraße aus und sparten sich so das Geld. Die Autofahrer zockelten mit Tempo 70 hinterher. So wie auf der Bundesstraße 304 zwischen der A 99-Anschlussstelle Haar in Richtung Osten durch den ganzen Landkreis. Damit ist jetzt Schluss: Jahrelang wurde am richtigen Lastwagen-vergraul-Konzept getüftelt. Seit dem 1. Juli ist es nun amtlich. Da wurde in mehrfacher Ausführung das Verkehrszeichen Nummer 390 aufgestellt, das einen Lastwagen zeigt und den Warnhinweis: Maut.

Heißa, was werden das für paradiesische Zeiten. Endlich keine dahinkriechenden Kolonnen mehr auf der B 304. Bleiben die Brummis auf der Autobahn, dann haben freie Bürger wieder freie Fahrt. Werden doch laut aktueller Mauttabelle 12,4 bis 21,4 Cent pro Kilometer fällig - je nach Achszahl und Schadstoffnorm. Das kann sich ganz schön läppern. Weil Maut bislang aber nur für vierspurige Landstraßen-Abschnitte fällig wird, kassiert der Bund im Landkreis lediglich zwischen der Anschlussstelle Haar der A 99 und der Abfahrt Vaterstetten Mitte. Also für eine Strecke von 1,4 Kilometern. Renitente Trucker, die sich die B 304 partout nicht vergällen lassen, wird beim Blick auf ihre On-Board-Unit der Schlag treffen angesichts der zu zahlenden Summe von etwa 40 Cent. Eine supergerechte Abschreckung! Die restliche Welt freilich wird über diesen Schildbürgerstreich eher den Kopf schütteln.

© SZ vom 17.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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