Mitten in Vaterstetten:Der perfekte Name

Sogar von Bordsteinschwalben war die Rede: Regelrecht tierisch ging es im Vaterstettener Gemeinderat zu, als nach einem Namen für die Nordspange gesucht wurde

Von Wieland Bögel

Wer sich zwischen einem kleinen Vogel und einer versunkenen Stadt entscheiden muss, sitzt entweder an einem verregneten Sonntagnachmittag vor dem Fernseher - Tierdoku contra Abenteuerfilm - oder im Gemeinderat in Vaterstetten. Dort stand nun die Frage an, wie man die Nordspange - das ist die 2014 fertiggestellte Verbindung zwischen Heimstettener und Gruber Straße - benennen sollte. Um dem Gremium die Entscheidung etwas zu erleichtern, hatte die Verwaltung bereits zwei Vorschläge gemacht: Entweder könne man die Straße nach den in der Nähe gelegentlich zu beobachtenden Kiebitzen oder nach einem seit zwei Jahrhunderten nicht mehr zu beobachtenden Ort namens Fachham benennen.

Die Idee mit dem verschwundenen Ort stammte von Bürgermeister Georg Reitsberger, einem fundierten Kenner der Gemeindegeschichte, jene mit den Kiebitzen ist laut Verwaltung bei der Befragung einiger Parsdorfer aufgekommen - und keine davon stieß auf Zustimmung im Gremium. "Weil da einer mal einen Kiebitz gesehen hat", sei kein schlüssiges Argument für den entsprechenden Straßennamen, meinte etwa Albert Wirth (CSU), "ich habe da auch schon ganz andere Vögel gesehen." Und noch ganz andere Tiere, ergänzte Jo Neunert (SPD), "man könnte es auch Karnickel-Spange nennen." Zudem die Anwesenheit der entsprechenden Tierart ohnehin zur Straßenbenennung nur sehr begrenzt tauge, wie Manfred Schmidt (AfD/FBU) befand: "Ich habe im Iltisweg auch noch keinen Iltis und im Fuchsweg keinen Fuchs gesehen - höchstens eine Amsel im Amselweg." Da sei es ja bloß gut, dass es in der Schwalbenstraße keine Bordsteine gebe, meinte Roland Meier (FW).

Auch auf eine Benennung nach "der verlorenen Stadt" könne man getrost verzichten, sagte Wirth. Am einfachsten sei es doch, wenn man die Straße gar nicht neu benenne: "Warum lassen wir es nicht einfach bei Nordspange?" Das sei schon etabliert und passe gut zu dem knapp 500 Meter langen Straßenabschnitt nördlich der Autobahn. Auch müsse niemand damit rechnen, als Adresse den schnöden Namen Nordspange angeben zu müssen, "da wird es nie Hausnummern geben, weil da nie jemand wohnen wird." Darauf verwies auch Neunert: Es sei nicht geplant, dass sich irgendwer oder irgendwas - außer den Karnickeln selbstverständlich - an der Straße ansiedeln werde: "Es wird die Nordspange nie als Adresse geben."

Aber als offiziellen Straßennamen: Ohne Gegenstimmen beschloss der Gemeinderat, dass die Nordspange künftig auch offiziell so heißt. Der Bürgermeister war ebenfalls dafür: "Es gibt vielleicht andere Möglichkeiten, an den Ort Fachham zu erinnern - das muss nicht unbedingt eine solche Straße sein." Ob das auch für den Kiebitz gilt, blieb indes unklar.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: