Mitten in Steinhöring:Welchen Gickerl hätten's denn gern?

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Fisch und Krustentiere darf man sich im Restaurant selbst aussuchen. Vielleicht macht dieses Beispiel jetzt auch im Putenstall Schule

Von Wieland Bögel

Besichtigungen stehen im Allgemeinen in dem Ruf einer gewissen Ernsthaftigkeit. Etwa wenn eine Immobilie zu Anmietung oder Kauf in Augenschein genommen werden soll, oder wenn es darum geht, sich - aber bitte leise - an den in einem Museum ausgestellten Kunstschätzen zu erfreuen. Eine Art von Besichtigung fiel, übrigens genau wie so mancher ihrer Teilnehmer, da immer etwas aus dem Rahmen, und das ist die Brauereibesichtigung. Denn der Rundgang durchs Sudhaus wird traditionell gekrönt von einer Verkostung jener Produkte, deren Herstellung man gerade besichtigt hat. Zu etwas Ähnlichem, wenn auch ohne Bier, hat nun die Steinhöringer CSU eingeladen: Veranstaltet wird ein Rundgang durch einen Putenmaststall bei Frauenneuharting, anschließend steht ein Grillfest auf dem Programm.

Darüber, was bei dem Fest auf dem Grill landet, lässt sich die Einladung nicht weiter aus. Man kann also nur vermuten, dass es bei dem Stallrundgang in etwa so zugeht wie in feinen Fischrestaurants. Wer sich dort für ein Menü mit Krustentieren entscheidet, muss sich auch für eines eben jener Krustentiere entscheiden, die in einem großen Aquarium auf das Unvermeidliche - meist Butter und Zitrone - warten. Ob es beim Rundgang durch den Putenstall frei nach dem Motto: "Welchen Gickerl hätten's denn gern?" auch eine solche Auswahlmöglichkeit für das abendliche Grillfest gibt?

Wer mit der ganzen Familie teilnimmt, wählt dann vielleicht eher einen von den dickeren Truthähnen oder besser gleich zwei, damit es nachher keine Quengeleien gibt. Figurbewusste werden sich lieber für die etwas dünneren Puten entscheiden, für sportliche Grillfreunde gibt es sicher auch die Möglichkeit zum Selberfangen. Bei der Zubereitung kann man sich dann offenbar wieder von Fachleuten beraten lassen, denn laut Einladung erwarten die Stallrundgänger auch "Informationen über die Verarbeitung des Fleisches". Also wahrscheinlich, welche Marinade sich für welchen Teil der Pute besonders eignet, und welche Beilagen und Saucen man dazu reicht. Eigentlich nur schade, dass keine Brauerei in der Nähe ist, die man anschließend besichtigen kann.

© SZ vom 29.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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