Mitten in Pöring:Vernebelte Sinne im Morgendunst

Manchmal handeln Autofahrer wie ganz kleine Kinder. Nur besonders niedlich ist das dann nicht

Von Karin Kampwerth

Kennen Sie das lustig leichte Versteckspiel mit kleinen Kindern? Die Zwerge machen sich einfach unsichtbar, indem sie beide Hände vor die Augen schlagen. Denn in der eindimensionalen Denke der kleinen Menschen ist das schließlich so: Wen oder was ich nicht sehe, kann mich nicht sehen. Der Umkehrschluss ist freilich von gleich niedlicher Einfalt: Was ich sehe, sieht mich auch. Ähnlich infantil, aber längst nicht so süß, scheinen derzeit viele Autofahrer unterwegs zu sein, die es angesichts dessen, dass man den Führerschein erst im fortgeschrittenen Alter von 17 Jahren machen darf, eigentlich besser wissen sollten. Dennoch verzichten sie im morgendlichen Berufsverkehr, der zurzeit rein optisch vom ersten Herbstnebel verschluckt wird, darauf, das Licht einzuschalten.

Möglich, dass ihnen der Morgendunst zuvor die Sinne vernebelt hat. Wie dem Autofahrer, der Mittwochfrüh mit seiner asphaltgrau lackierten unbeleuchteten Limousine von Pöring kam und ohne anzuhalten auf die Landstraße Richtung Wolfesing abbog, womit er die dort (mit Licht) fahrenden Autofahrer zu waghalsigen Bremsmanövern zwang.

Im Anschluss überholte er noch schnell einen Traktor, um dabei den (mit Licht fahrenden) und wütend aufblendenden Gegenverkehr kurz gehörig zu erschrecken. "Herrje", wird sich unser Blindflugpilot gedacht haben, "was regen die sich auf? Ich hab sie doch alle gesehen." Wobei sich spätestens an der Kreuzung kurz nach Weißenfeld offenbarte, dass der Limousinenlenker vorsätzlich unterwegs war: Die Ampel dort überfuhr er bei Rot. Konnte ja nicht erwischt werden, sah ihn ja keiner.

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