Mitten in Markt Schwaben:Wider den tierischen Ernstfall

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Jede Hinterlassenschaft erfordert einen beherzten Zugriff. Die aktualisierte Markt Schwabener Hundehalter-Verordnung könnte eine Anleihe beim neuen Polizeiaufgabengesetz machen

Kolumne Von Viktoria Spinrad

Nicht nur im Landtag, sondern auch in Markt Schwaben qualmten am Dienstagabend die Köpfe über Fragen innerer Sicherheit. Dabei ging es im Gemeinderat aber nicht um den Umgang mit möglichen Gefahren von Menschenseite - sondern um die unerwünschten Geschenke seitens der Bellos, Wuffis und Caesars der Gemeinde.

Den Umgang mit diesen (und noch mehr) regelt die "Verordnung über das Halten von Hunden", die einer Neufassung bedurfte. Nur hapert ihre Umsetzung an einer Sache: Es gibt in Markt Schwaben schlicht kein Kontrollorgan, das den Hinterlassenschaften hinterherspürt. Oder, wie Clarissa Pohl vom Ordnungsamt gleich zu Beginn erklärte: "Leider fehlt die Überwachung der Hundeverordnung." Die drohende Legislative ohne Exekutive tat der Motivation der emsigen Markt Schwabener Gemeinderäte, an den Details rumzufeilen aber keinen Abbruch.

Einer der Streitpunkte: Wie hart sollte man zumindest theoretisch bei den Hinterlassenschaften eingreifen? Konkret: Sollen Hundehalter die Verdauungsprodukte von Caesar und Waldi in jedem Fall unverzüglich dem Restehimmel zuführen? Grünen-Gemeinderat Joachim Weikel, als Tierarzt immerhin vom Fach, outete sich erwartungsgemäß eher als Softliner: "Wenn der Hund auf Kiesel Durchfall hat, lässt sich das ja schlecht wegbringen." Einen rigideren Ansatz sah man auch in Zeiten verdauungsproblematischer Vierbeiner bei der CSU vonnöten: "Es sollte schon sichergestellt werden, dass alles weggetan werden muss", postulierte Monika Schützeichel.

Ihre Botschaft war klar: Jede Hinterlassenschaft erfordert einen beherzten Zugriff. Jeder Haufen muss weg - ohne Ausnahme. Zwecks CSU-Mehrheit gewann diese Hardliner-Version. Bleibt nur die Frage, wie sich die pro forma-Regeln gegen den tierischen Ernstfall auch umsetzen lassen. Aber auch hier bietet das neue PAG eine Inspiration, die mancherorts sogar schon angegangen wurde. Denn Hinterlassenschaften bieten ja auch einen Vorteil: DNA-Spuren. Und die sollen mit dem neuen PAG bekanntlich auch auf Haar- und Augenfarbe ausgelesen werden dürften. Auch in Markt Schwaben könnten sie demnächst schnurstracks zum betroffenen Wuffi oder Waldi führen. Egal, wie unschuldig der vermeintliche Täter unterwegs war.

© SZ vom 17.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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