Mitten in Markt Schwaben:Alarm im Gemeinderat

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Bei seiner Sitzung im Feuerwehrhaus lässt sich das Gremium nicht mal durch Sirene und Funkspruch vom Streiten abhalten.

Von Korbinian Eisenberger

Beim Neujahrsempfang in Vaterstetten hat der Moderator vor sechs Tagen einen Witz erzählt. Der Schilderung nach hat Petrus im Himmel einen Baum stehen, und immer, wenn sich die Menschen auf der Erde streiten, klingelt am Baum eine Glocke. Ein Besucher von Petrus wundert sich schließlich an einem Donnerstagabend, warum gerade alle Glocken gleichzeitig schellen. Worauf Petrus genervt erklärt, dass sich in Vaterstetten gerade mal wieder der Gemeinderat trifft.

Bäume können für mehr oder weniger erheiternde Pointen sorgen, manchmal treiben sie die Kommunalpolitiker einer Ortschaft aber auch an den Rand der Verzweiflung. In Markt Schwaben zankten sich am Dienstagabend etwa 22 Männer und Frauen darüber, ob es den Bäumen in der Gemeinde besser bekommt, wenn man strenge Regeln fürs Fällen einführt. Oder ob die Nachricht unter den Bürgern vor allem den Drang auslöst, schnell noch die Axt im Garten zu schwingen, bevor die Baumschutzverordnung in Kraft tritt.

Die Sitzung des Markt Schwabener Gemeinderats fand wie sonst auch im Ersatzquartier der Rathausbaustelle statt, dem Spritzenhaus der Freiwilligen Feuerwehr. Es war alles wie immer, nur dass es an diesem denkwürdigen Abend so emotional her ging wie lange nicht mehr. Leider hatten die beiden Feuerwehrler im Gremium ihre Löschinstrumente nicht dabei. Dem ein oder anderen erhitzten Gemüt hätte nämlich eine Abkühlung bestimmt gutgetan. Im Eifer des Wortgefechtes ertönte stattdessen plötzlich die Feuerwehr-Alarmglocke, gleichzeitig erklang der Funkspruch aus der Hosentasche von Gemeinderat Joseph Riexinger. Anders als seinen Wasserschlauch hatte der Hauptlöschmeister das Funkgerät nämlich mit dabei. Weil der Funkspruch klare Hinweise gab, dass die Kollegen alles im Griff hatten, blieb der Hauptlöschmeister auf seinem Gemeinderatsstuhl hocken. Neben ihm stritten sie sich währenddessen unbeirrt weiter, über Äste und Stämme, über Äxte und Sägen. Im Feuerwehrhaus zankten sie noch, da war die Alarmglocke seit Stunden verstummt.

Wahrscheinlich ist der Vaterstettener Glocken-Witz ein Schmarrn. Falls aber doch was Wahres dran sein sollte, dann klingelte und schepperte es hoch droben noch bis spät in die Nacht.

© SZ vom 19.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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