Mitten in Kirchseeon:Schwerer Stand

Kürbis statt Kirschen: Im heißesten Hochsommer werden die Menschen mit Angeboten belästigt, die in den Spätherbst gehören

Von Karin Kampwerth

Dass man das ganze Jahr über frische Erdbeeren bekommt und sich selbst der Spargel nicht mehr an seine offizielle Erntezeit von Anfang April bis zum 24. Juni hält, weil er inzwischen nicht nur in Abensberg gut wächst, sondern auch in Peru, daran haben wir uns gewöhnt. Ebenso daran, dass spätestens nach den Sommerferien die ersten Lebkuchen in den Supermärkten verkauft werden. Das mag alles daran liegen, dass die Organisation des Jahreslaufes mit seinen kulinarischen Höhepunkten längst von Mächten gesteuert wird, die den Profit mehr lieben als die Lebensmittel, die ihnen dazu verhelfen. Bislang konnte man den Untergang des saisonalen Speiseplans aber getrost den Großkonzernen in die Schuhe schieben - doch seit dieser Woche ist alles anders!

Nun beteiligen sich auch die Kürbisbauern an dem Wettlauf, die Waren ebenso schnell wie lange unters Volk zu bringen. Denn kaum sind Spargel- und Erdbeerstände wie etwa in Kirchseeon an der B 304 abgebaut, werden an ihrer Stelle die Kürbisstände aufgebaut. Freilich sind die hölzernen Laden noch leer. Aber die Selbstbezahler-Dosen sind montiert und die Preistafeln angeheftet. Schon in wenigen Tagen kann man dann wohl die Kürbisrezepte von der Suppe bis zum Chutney getrost aus der Schublade holen. Wohlgemerkt für ein Gemüse, dessen Zeit jetzt mitten im hochsommerlichen August längst noch nicht gekommen ist. Und von der man vor allem noch gar nichts wissen will. Dennoch ist die Botschaft unmissverständlich: Leute, bald ist's Herbst. Wer das in diesen Tagen partout nicht hören will, der kauft sich im Supermarkt heimlich Erdbeeren und Spargel. Das schmeckt schön nach Frühsommer, der das Schönste noch vor sich hat.

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