Ich kann mich gar nicht entscheiden, ist alles so schön bunt hier!" Der Satz ist viele Jahre alt, und Nina Hagen meinte damit das Fernsehprogramm. Der Satz passt aber auch gut auf die verheißungsvolle Warenwelt von Online-Shops. Perfekte Glückseligkeit - nur einen Mausklick entfernt, suggerieren sie. Gäbe es da nicht bisweilen Kompatibilitätsprobleme, was den Download des digitalen Glücks in die analoge Welt betrifft. Das zumindest legt eine unverbindliche Umfrage im Kollegenkreis nahe.
In einem Fall hatte der Online-Händler ein wirklich perfektes Geburtstagsgeschenk im Angebot und versicherte, dies auch weit vor dem festlichen Ereignis zuzuschicken - was er nach seinen Angaben auch tat. Aber da der Empfänger nicht zu Hause war, habe er das Päckchen "beim Nachbarn abgegeben" - in einem großen Haus. Mit vielen Stockwerken. Und noch mehr Wohnungen. Was den verhinderten Empfänger zunächst auf eine ebenso langwierige wie erfolglose Suche und schließlich in ein ganz reales Geschenkegeschäft führte. Mehr Glück hatte eine andere Online-Kundin, die statt der erwarteten Ware einen Zettel vorfand, mit dem Hinweis, die Sendung sei "am Wunschort hinterlegt" worden. Klingt fast schon konspirativ, fehlte nur noch der Hinweis, dass sich Nachricht und Paket in zehn Sekunden selbst zerstören. Taten sie aber nicht. Nach einigem Suchen fand sie die Ware fachmännisch versteckt unter der Verkleidung des Vordachs. Einen Beinahe-Volltreffer legte ein dritter Lieferant hin, der dem Empfänger mitteilte, sein Päckchen sei "im Schuppen des Nachbarn" abgelegt. Nach Durchsicht mehrerer nachbarlicher Schuppen tauchte es in des Empfängers eigenem Gartenhäuschen auf. Vielleicht muss man Nina Hagens Song im digitalen Zeitalter ein klein wenig abändern: "Ich kann mich gar nicht entscheiden - wo ich zuerst suchen soll."