Mitten in Ebersberg:Was dem Schnitzel Wurst ist

Die Namen mancher Gerichte setzen im Gehirn zwar bisweilen merkwürdige Assoziationen frei.  Immerhin kommt vor dem Servieren nicht wirklich jemand zu Schaden

Kolumne von Karin Kampwerth

Fünf Jahre ist es her, dass an dieser Stelle darüber gerätselt wurde, ob denn nun für die Touristenwurst, die ein damaliger Ebersberger Metzger feilbot, im schlimmsten Fall alte Wanderschuhe samt Inhalt zermalmt und in eine Pelle aus dem Stoff einer Outdoor-Funktionsjacke gepresst wurden. Wenig überraschend war das Ergebnis: In Touristenwurst steckten keine Urlauber, die sich an den Schönheiten des Landkreises erfreuten, - genauso wenig wie im Kinderschnitzel die lieben Kleinen verarbeitet oder auf dem Seniorenteller Opa Rudi serviert wird.

Nun ist es an der Zeit, sich wieder einmal Gedanken über die mitunter fantasieanregende Benennung von Nahrungsmitteln zu machen. Wer öfter im südlichen Ableger eines geografisch geteilten großen Discounters unterwegs ist, war vielleicht ein bisschen erschrocken, als er im Aktionsregal vor der Kasse Paletten mit "Zigeuner-Sauce" entdeckte. Darf das so heißen? Schließlich wurde klebrigen Schaumküssen der frühere Name entzogen, weil er dunkelhäutige Menschen abwertet. Beim Kauf einer mäßig scharfen Tunke allerdings würde sich nicht einmal derjenige die Finger verbrennen, der politisch äußerst korrekt unterwegs ist. Denn ein Blick in die Zeitungsarchive zeigt, dass - übrigens im Jahr der Touristenwurst - ein Hannoveraner Verein von Sinti und Roma die Zigeunersauce aufgrund des diskriminierenden Begriffs umbenennen wollten. Das fanden andere Verbände der Minderheit aber reichlich übertrieben, weshalb Zigeunersauce samt Schnitzel bleiben durften.

Eine Entscheidung, die sich durchaus auf Hobbyköche an der Grafinger Volkshochschule auswirkt. Dort können Interessierte laut der Ankündigung nächste Woche eine kulinarische Reise in die Zeit von "Jägerschnitzel mit Feuerwehrsoße" und "Bauernrouladen" unternehmen, ohne sich zu sorgen, dass ein Waidmann, Floriansjünger oder gar ein Landwirt verunglimpft würde oder gar anderweitig zu Schaden kommt. Touristen gibt es ja schließlich auch noch im Landkreis.

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