Mitten in Ebersberg:Sicher ist sicher

Sicherheitsbedenken rauben einem eine der letzten Kindheitsillusionen von Volksfesten: Dass man mit ihm davonfliegt, wenn man seinen Heliumluftballon nicht gut genug festhält

Von Carolin Fries

Eines vorweg: Nichts gegen Optimierung im Grundsätzlichen, aber bitte mit Hirn und Verstand! Auch wenn es mancher nicht glauben mag, es gibt tatsächlich einen Haufen Dinge, die man einfach so lassen kann, wie sie sind. Ja, die sogar ihren Reiz verlieren, wenn man sie ständig zu verbessern versucht. Ein besonders trauriges Beispiel, welches in diesen Volksfest-Tagen verstärkt beobachtet werden kann, ist der Helium-Luftballon.

Man kann darüber streiten, ob man die riesigen gasgefüllten Plastikhüllen hübsch findet, ganz zu schweigen von ihrer Ökobilanz, doch unbestritten ist: Auf kleine Kinder üben die Dinger eine starke Anziehungskraft aus. Das liegt insbesondere daran, dass die Ballons im Gegensatz zu gewöhnlichen Luftballons immer schnürlgrad an ihrem Faden Richtung Himmel schweben. Kinder lieben diesen leichten Zug an der Hand, der sie glauben lässt, bei der nächsten Windböe mit abzuheben. Sogar Erwachsene verlieren sich angesichts dieses Gefühls gerne in dem Gedanken, an einem ganzen Strauß von Helium-Ballons durch die Straßen zu segeln.

Wahrscheinlich ist es bereits zu Unfällen von in dieser Weise durch die Stadt fliegenden Personen gekommen. Warum sonst sollte man die Dinger mit kleinen Gewichtssäckchen sichern, als die Fliegerei damit zu unterbinden? Die Gewichte baumeln in bunten Farben am unteren Ende der Ballonschnur, sodass der Ballon zwar noch senkrecht in der Luft steht, aber nicht mehr wegfliegen kann. Ein Sicherungsmechanismus, für dessen Berechnung mit Sicherheit jemand eine gute Note in einer Facharbeit bekommen hat - mindestens.

Als sicher gilt auch: Eltern müssen ihren Nachwuchs nun nicht mehr darauf hinweisen, dass die Ballons auf und davon sind, wenn sie nicht aufpassen. Diese werden nach einem unaufmerksamen Moment nicht mehr den Kopf in den Nacken legen und mit offenem Mund ihrem aufsteigenden Ballon hinterhersehen, erfüllt von Traurigkeit. Wie praktisch. Keine Traurigkeit, keine Tränen. Stattdessen: Happy Family.

Schlicht übersehen hat man bei der ganzen Sicherheitsnummer, dass mit den Gewichtssäckchen am Ballon deren Zauber verloren gegangen ist. Denn mal ehrlich: Waren es nicht immer die zerpflückten Ballonreste in Baumästen, die einem als Zeugnis dienten, dass es auch gefährlich werden könnte mit der Ballon-Fliegerei - weshalb man den Versuch von Volksfest zu Volksfest verschob? Heuer wird es also wieder nichts. Bleibt die Zuckerwatte, die nicht an den Fingern klebt, und die antiallergenen gebrannte Mandeln, die keine Spuren von Nüssen enthalten. Na, bravo!

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