Mitten in Ebersberg:Rüssel im Raps

Bienen

Vielleicht, damit sie sich nicht verfliegen, hat der Imker seine Bienen direkt ans Rapsfeld gestellt.

(Foto: K. Kampwerth/oh)

Was die Eulen in Athen mit den Bienen in den Blüten zu tun haben

Kolumne Von Karin Kampwerth

Die Redensart von den Eulen, die nach Athen getragen werden, findet immer dann Anklang, wenn es darum geht, überflüssige Arbeiten zu entlarven. Hier zur Erinnerung ein kurzer historischer Exkurs: Die Eulen-Weisheit wird dem antiken griechischen Dichter Aristophanes zugeschrieben, der den Ausspruch in seiner satirischen Komödie "Die Vögel" um 400 vor Christus prägte. Dort wird eine herbeifliegende Eule wie folgt kommentiert: "Wer hat die Eule nach Athen gebracht?" Das erschien deshalb so seltsam, weil Eulen Athene symbolisierten, die Schutzgöttin der Stadt. Von ihnen gab es so viele, dass sie nicht extra importiert werden mussten.

Das Bonmot der alten Griechen für unnützen Aktivismus hat vielerorts als lokaltypische Abwandlung Karriere gemacht. Zum Beispiel sagt man in Norddeutschland "Torf ins Moor tragen". Oder - für die hiesige Bevölkerung nachvollziehbarer - in Franken "Wasser in die Pegnitz schütten". Wer es ganz heimisch mag, der würde wohl Wildschweine in den Forst jagen. Derzeit allerdings widmet sich der Ebersberger nicht seinem namentlich manifestierten Wahrzeichen. Seine tierische Zuneigung gilt einem anderen Wesen, der Biene. Das ganze Jahr hat man diesem vielseitigen Insekt gewidmet, das nicht nur fies zustechen kann und den Schmerz mit der Produktion von köstlichem Honig versüßt, sondern wesentlich dafür verantwortlich ist, dass Obst und Gemüse wachsen können.

Um ihre Aufgaben zu verrichten, fliegen Bienen in der Regel in einem Radius von etwa drei Kilometern durch die Gegend, um nach Blüten zum Bestäuben und Nektar zum Saugen Ausschau zu halten. In ihrem Ehrenjahr aber darf man der Biene ruhig mal ein wenig unter die Flügel greifen. So geschehen an einem prächtigen Rapsfeld an der Jesuitengasse unterhalb der Pfarrkirche St. Sebastian. Dort hat ein Imker seine Bienenstöcke direkt am hellgelb leuchtenden und ebenso intensiv duftenden Rapsfeld aufgestellt. Die Bienen müssen eigentlich nur noch aus ihrer Holzkiste fallen, den Rüssel gen Raps recken und sich mit dem reichlich vorhandenen Nektar vollaufen lassen. Schade, dass sich die daraus ableitende neue Redensart, "Bienen zu den Blüten zu tragen" kaum als weiteres Synonym für unnütze Arbeiten durchsetzen wird, solange ihr Bestand bedroht ist. Ausgerechnet durch jene Spezies, die sie noch wie Eulen nach Athen tragen.

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