Mitten in Ebersberg:Frühling, bitte melden!

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Trotz klirrender Kälte ist der Frühling in Sicht. Als gelbe Narzissen im verschneiten Blumenkübel oder der Ankündigung der Harthauser Burschen, ihr Maibaumstüberl zu eröffnen. Weil dabei kein Bier am Stil, sondern vom Fass serviert werden soll, wird es Zeit, dass der Winter sich schleicht

Kolumne von Wieland Bögel

Der Winter hält das Land in seinem frostigen Griff, die Welt vor den Fenstern ist zum begehbaren Eisfach erstarrt, in dem die Russenpeitsche wild wütet. Solche und ärgere Floskeln der Jammerei sind nun wieder allerorten zu hören und zu lesen, wie immer, wenn sich das Wetter Ende Februar der Jahreszeit angemessen verhält. Was nicht hieße, dass nicht gejammert würde, wäre es anders. Wehten da draußen statt sibirischer Stürme laue Lenzlüftchen, wären Klagen zu vernehmen über den Winter, der auch nicht mehr das ist, was er mal war und gefälligst sein sollte.

Nun aber, da die kalte Jahreszeit ihrem Ruf gerecht wird, bleibt - neben Gemaule über die Kälte - nur Pragmatismus. Vorbildlich etwa die Grafinger: Deren Arbeitskreis Wirtschaftsförderung beriet am Dienstagabend über die Organisation des kommenden Weihnachtsmarktes, wirklich sehr passend. Passend auch die Outfits, die seit einigen Tagen auf den Straßen und Gehsteigen im Landkreis zu sehen sind: Erstaunlich, wie viel arktistaugliches Equipment die Ebersberger offensichtlich in ihren Schränken bereithalten für den Fall, dass es im Winter tatsächlich mal richtig eisig wird - was, nebenbei bemerkt und im Übrigen einfach nur eine Riesenunverschämtheit ist.

Doch für alle, die sich vom Wetter derzeit höchst ungerecht behandelt fühlen, naht Hoffnung: Der Frühling ist in Sicht. Meteorologisch beginnt er bereits am Donnerstag und wer genau hinschaut, kann die ersten Boten der wärmeren Jahreszeit schon überall sehen. Etwa am Ebersberger Marienplatz. Wer das Risiko eingeht, den Schritt zu verlangsamen - Vorsicht, bei zu langsamem Trott droht sofortiges Festfrieren -, kann dort in tief verschneiten und vereisten Blumenkästen kleine gelbe Farbtupfer ausmachen. Es sind Narzissen, die sich von der frostigen Umgebung offenbar wenig beeindrucken lassen und schon mal so tun, als sei bereits echt Frühling.

Der ist seit einigen Tagen auch anderswo ausgebrochen: Bei den Veranstaltern von Flohmärkten, Basaren und Tauschbörsen. Die verschicken nämlich seit geraumer Zeit Einladungen und Ankündigungen für die teilweise schon in dieser Woche beginnenden Frühjahrs- ja sogar Sommersaison. Wer darin kein Anzeichen für baldiges Tauwetter sieht, findet ein solches vielleicht ein Stück jenseits der Landkreisgrenze in der Gemeinde Grasbrunn, genauer in der Ortschaft Harthausen. Von dort kommt gerade eine Einladung, die den Frühling geradezu zu pünktlichem Erscheinen verpflichtet: Der Burschenverein eröffnet die Maibaumsaison. Diese beginnt in Harthausen bereits am übernächsten Samstag um 19 Uhr, wenn die Wachhütte neben der Feuerwehr eröffnet wird. Kaum vorstellbar, dass das bei klirrender Kälte und Bier am Stiel, statt wie angekündigt vom Fass, passieren wird. Darum ein dringender Aufruf: Frühling, bitte melden!

© SZ vom 28.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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