Mitten in Ebersberg:Der kleine Frieden

Die Weihnachtsbotschaft erfüllt sich nicht von allein. Man muss schon etwas tun - und guten Willens sein

Von Wieland Bögel

Friede den Menschen auf Erden", wünscht der Weihnachtsengel jedes Jahr - und wird jedes Jahr konsequent ignoriert, wahrscheinlich, weil die Menschen zu beschäftigt sind, sich gegenseitig an die Gurgeln zu gehen. Der Hinweis, das sei halt Tradition, seit es Menschen respektive Gurgeln gebe, hilft eher nicht, lässt dies doch auch für die Zukunft keine Besserung erwarten. Allerdings hat der Spruch des Engels noch einen Nachsatz: "die guten Willens sind".

Das nämlich ist der Kern der frohen Botschaft: Friede gibt es nicht geschenkt, vom Himmel hoch oder sonstwoher, man muss ihn sich erarbeiten. Dass diese Arbeit auf der sogenannten Weltbühne derzeit weder stattfindet noch besondere Wertschätzung zu genießen scheint, sollte kein Anlass zur Entmutigung sein, im Gegenteil. Wenn die großen Konflikte wohl auch im kommenden Jahr erhalten bleiben, lohnt um so mehr der Blick auf die kleineren Streitigkeiten, von denen es auch im Landkreis einige gibt. Die werden glücklicherweise nicht mit gegenseitigem an die Gurgel gehen ausgetragen - eine gewisse Verbissenheit ist manchmal dennoch im Spiel, paradoxerweise besonders, wenn das Ziel eigentlich dasselbe ist. Etwa wenn sich Forstinninger und Schwaberwegener partout nicht auf den Verlauf einer Umgehung einigen können - die sie im Grunde ja beide wollen. Oder wenn Landratsamt und Helferkreise in Konflikt geraten - um die Frage, wie man Menschen am besten unterstützt, die aus Gegenden fliehen mussten, wo sich die Leute wirklich an die Gurgeln gehen. Nicht zu vergessen die Befürworter und Kritiker der Windkraft im Ebersberger Forst - die ja beide mit dem Schutz der Umwelt argumentieren. Allen Beteiligten sei daher ein bisschen guter Wille, Diplomatie und Geduld gewünscht, damit zumindest für sie das kommende Jahr friedlicher wird als das aktuelle.

Und vielleicht kennt auch der eine oder die andere im eigenen, gar nicht weltbühnenartigen Umfeld den einen oder anderen Streit, der es nicht wert ist, auch noch das nächste Jahr zu erleben. In diesem Sinne ein frohes und vor allem friedliches Weihnachten allen, die den guten Willen dafür haben.

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