Mitten in Ebersberg:Besser als Hamburg

Im direkten Vergleich schneidet die Hansestadt meist besser ab als die Kreisstadt. Doch bei der Bewältigung technischer Krisen haben die Ebersberger die Nase vorn

Kolumne von Wieland Bögel

Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit", wusste schon Søren Kierkegaard. Und wer wollte dem dänischen Philosophen da widersprechen, schließlich kennt jeder das Problem, dass das Gras beim Nachbarn immer ein wenig grüner, das Auto immer ein wenig größer und die Würstchen auf dem Grill immer ein wenig ... Aber lassen wir das. Manchmal, in zugegeben sehr wenigen Fällen, bringt jedoch der Vergleich mit anderen tatsächlich eigene Zufriedenheit. Etwa wenn man die Stadt Ebersberg mit Hamburg vergleicht.

Nun gut, rein größenmäßig ist da wenig zu wollen, die Hansestadt wird von mehr als 100 Mal so vielen Leuten bewohnt wie die Kreisstadt. Auch beim Geldausgeben könnte man noch Nachhilfestunden an der Elbe nehmen: Für das Geld, mit dem die Ebersberger ihren Stadtsaal ausgebaut haben, hätte man bei der Elbphilharmonie höchstens einen Klopapierhalter bekommen - wenn auch sicher einen sehr schönen. Nicht zuletzt wird Ebersberg auch turmmäßig von der Metropole im Norden abgehängt, einem Aussichts- stehen diverse Leuchttürme gegenüber, einer davon hat es sogar auf einen Geldschein geschafft.

In - mindestens - einem wichtigen Punkt können nun die Ebersberger aber Fähigkeiten vorweisen, die in Hamburg fehlen: der Beherrschung zickiger Technik. So waren beide Städte Anfang der Woche von einem Kurzschluss heimgesucht worden. Die Hamburger an ihrem Flughafen, die Ebersberger in ihrem Sitzungssaal, wo am Dienstag die Beleuchtung nicht so richtig anspringen wollte. Doch während in der Hansestadt erstens sofort eine Kierkegaardeske Unzufriedenheit, besonders bei den Flughafennutzern, einsetzte und zweitens der dafür verantwortliche Fehler mehr als einen Tag lang nicht zu ermitteln war, zeigten sich die Ebersberger eher unbeeindruckt vom plötzlichen Imstichgelassenwerden der Elektrizität. Man werde mal sehen, wie weit man mit der eingeschränkten Beleuchtung komme, eröffnete Bürgermeister Walter Brilmayer die Sitzung, außerdem sei ja Sommer, da bleibe es ja eh länger hell. Was dann aber gar nicht nötig war: Genau 26 Minuten später betrat der Elektriker den Saal, montierte kurz am Schalter herum und den Stadträten gingen mehrere Lichter auf. Was für ein Glück, dass Ebersberg nicht an der Elbe liegt...

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