Mitten in Ebersberg:Aschenbrödel gesucht

Rätsel des Alltags: Wieso stehen Stöckelschuhe auf einem Stromkasten auf dem Marienplatz? Theorien gibt es da so einige...

Kolumne von Theresa Parstorfer

Ein wenig verlassen, ein wenig fehl am Platz steht es da. Ein Paar durchaus ansehnlicher Damenstöckelschuhe. Fein säuberlich, Absatz neben Absatz auf dem Stromkasten an der Hauswand der Metzgerei am Ebersberger Marktplatz. Hellbraun, Veloursleder, ein paar Strasssteinchen an der Ferse. Geschichten und Bilder drängen sich auf. Wem gehören die Schuhe? Wie kamen sie dahin, wo sie jetzt sind?

Irrt da etwa gerade ein völlig barfüßiges Aschenbrödel durch den Ebersberger Forst, weil der Prinz so aufdringlich war, dass gleich beide Schuhe zurückgelassen werden mussten? Aber wer hat sie dann so ordentlich auf dem Stromkasten platziert? Zugegeben, und bei allem Hang zum Märchenhaften - besonders wahrscheinlich ist dieses Szenario nicht. Weitere Überlegungen lassen den Blick Richtung des benachbarten Schuhgeschäfts wandern. Hatten die Schuhe möglicherweise keinen Platz mehr in den Regalen neben dem Eingang? Oder bereute ein Kunde seinen Kauf sogleich wieder, wollte aber die drei Meter zum Geschäft partout nicht mehr zurücklaufen? Auch diese Möglichkeit ist kaum vorstellbar.

Lüften wird man das Rätsel der verlassenen Schuhen leider niemals. Denn eine Stunde später sind sowohl Schuhe als auch eine mögliche Besitzerin mitsamt der Hoffnung auf Erklärung verschwunden. Mit ziemlicher Sicherheit wurde der Vorfall, wenn man ihn denn gar so nennen möchte, auch von kaum einem Ebersberger bemerkt, vermutlich interessiert er auch keinen. Allerdings - drei Tage später könnte eine völlig andere Interpretation des verlassenen Schuhpaares bemüht werden: Denn angesichts der am Mittwoch einsetzenden frühlingshaften Temperaturen waren die Schuhe vielleicht ein Vorbote fürs hoffentlich bald möglich werdende Barfußlaufen.

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