Mitten in der Region:Ein Navi auf Abwegen

Die hilfreichen kleinen Geräte sollen Autofahrer eigentlich auf den richtigen Weg bringen. Doch bisweilen verhalten sie sich auch recht irritierend

Von Gerhard Wilhelm

Wer mit dem Auto unterwegs ist, muss eine Menge Vorschriften nach der Straßenverkehrsordnung beachten. Ampeln, Verkehrsschilder, die anderen Verkehrsteilnehmer. Im Prinzip darf man eigentlich seine Augen keine Sekunde in eine andere Richtung wenden, man weiß ja nie, welchen Unsinn die anderen anstellen.

Insofern würde sich eigentlich jede Nebentätigkeit im Auto von selber ausschließen. Doch die tägliche Fahrt zur Arbeit und Blicke ins Fahrzeuginnere anderer Autos zeigen, dass manchmal das Lenken des Fahrzeugs bei einigen eher zur Nebensache wird. Dass nicht nur das Telefonieren am Steuer verboten ist, sondern schlicht jede Handynutzung ohne Freisprechanlage, hat sich zum Glück bei vielen herumgesprochen. Macht nur noch jeder Zweite. Jetzt werden manche ausrufen: Ich hab nicht telefoniert, nur nach der Uhrzeit oder der eingegangenen SMS geschaut! Auch verboten. Anrufer wegdrücken. Verboten.

Doch es gibt auch jede Menge, was man am Steuer so nebenbei noch so macht. Essen zum Beispiel oder trinken, sogar ein Bier - solange man nicht anschließend besoffen ist. Keine passende Musik zur Stimmung im Radio? Dann schieben viele eine CD ein - ganz legal. Aber beim Crash ist eine Allein- oder Mithaftung möglich. Zigarette anzünden. Erstaunlicherweise erlaubt, obwohl es immer wieder faszinierend ist zu sehen, wie der Fahrer auf der Spur nebenan seine Augen für etliche Meter nicht mehr auf die Straße gerichtet hat, sondern auf der Suche nach dem Aschenbecher ist, damit ja keine Asche auf den Sitz fällt.

Erlaubt ist auch: Navi bedienen. Millionen Autofahrer tippen während der Fahrt das Ziel ein, völlig versunken in den kleinen Bildschirm, den heiligen Gral aller Ortsunkundigen und unter 50-Jährigen, die nicht mehr mit Landkarten aufgewachsen sind. Hörig der Stimme, die aus dem Gerät kommt. Als Nachfolgender sieht man, wie eifrig auf dem Navigationsgerät an der Windschutzscheibe getippt wird. Das Fahrtempo beträgt zum Glück - oder zum Unglück der Autofahrer hinter ihm - nur rund 30. Und plötzlich kommt es zum Worst Case: Das Navi stürzt ab. Nicht die Software, sondern sprichwörtlich. Es fliegt von der Scheibe. Die Folge: abruptes Bremsen. Entweder, weil den Fahrer ohne Navi eine plötzliche Desorientierung erfasst oder das Navi sagt: "Ich habe meine neue Position erreicht."

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