Mitten in der Region:Der Tag, der kein Tag ist

Es gibt den Weltnudeltag, den "Liebe-deinen-Zahnarzt-Tag" und den "Reite-den-Wind-Tag". Und am 24. August? Ein weißer Fleck im Kalender. Wie schön!

Von Claudia Koestler

Heute ist kein Tag. Gut, natürlich ist heute die Sonne aufgegangen und der Kalender nennt das Ganze einen Mittwoch, genauer gesagt den 24. Tag im August. Aber heute ist kein Tag, was Aktionen oder Gedenken betrifft. Das wiederum ist bemerkenswert, denn inzwischen wimmelt es in handelsüblichen Kalendarien nur so von Aktions-, Gedenk- oder Nationalfeiertagen.

Früher kannte man Ostern, Pfingsten und Weihnachten und dazwischen vielleicht noch Muttertag. Alles recht übersichtlich. Den Rest füllte man individuell mit Geburtstagen auf und war ansonsten ausgelastet mit Arbeits- oder Urlaubstagen sowie dem über Tage vorher ansteigenden Stresshormonpegel vor größeren Familienfeiern. Dann kam die Professionalisierung.

Es entstanden Tage, an denen sich die Menschen zum Beispiel für Toleranz (16. November), für Menschenrechte (10. Dezember und 21. März), gegen Nuklearversuche (29. August) oder für Autoren hinter Gittern (15. November) einsetzen sollten. Soweit, so gut. Wenn nicht irgendwann Marketingstrategen das Ruder übernommen hätten: Internationale Pasta-Produzenten erfanden den Weltnudeltag (25. Oktober). Es gibt den Tag der Blockflöte (10. Januar), der Seifenblasen (5. Oktober) und des Videorekorders (7. Juni), einen "Liebe-deinen-Zahnarzt-Tag" (2. Juni) und einen "Reite-den-Wind-Tag (23. August). Das schrie natürlich nach einer Gegenbewegung. Wahrscheinlich entstanden so der Tag der Freundschaft (30. Juli), der Weltglückstag (20. März) und der Weltlachtag (erster Sonntag im Mai).

Heute aber? Ist nichts. Kein Gedenken, kein Aufruf. Balsam für die Seele! Erst am Samstag steht wieder etwas im Kalender: der "Einfach-so-Tag". Ohne Anlass und tieferen Sinn findet er am 27. August statt, 2005 wurde er in den USA eingeführt - um einfach mal das zu tun, was einem gerade einfällt. Im Landkreis Ebersberg könnte man diesen Tag nutzen, um wie einst Huckleberry Finn am Ufer des Mississippi am Ufer der Attel oder der Glonn - vielleicht tut's auch der Urtlbach - zu sitzen und den Herrgott einen guten Mann sein zu lassen. Einfach so. Obwohl, das könnte einen jeden Tag locken, ganz ohne Kalenderaufruf.

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