Mitten im Sommer:Nass, aber sicher

Eine Versicherung warnt vor den Gefahren der Hitze. Gerade will man zustimmen - doch ein Blick aus dem Fenster beruhigt schnell

Von Wieland Bögel

Mitten im Sommer: Ebersberg Klostersee bei Regen

Ebersberg Klostersee bei Regen

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Das Leben ist immer lebensgefährlich hat Erich Kästner einmal geschrieben und damit auch völlig recht. Die Gefahren lauern immer und überall, und dabei drohen die gefährlichsten gar nicht da, wo man sie erwartet. Weder spektakuläre Unfälle, waffenschwingende Wahnsinnige oder gewaltige Naturkatastrophen sollte man fürchten, sondern es sind die kleinen Dinge des Lebens, die es bedrohen. Nicht ohne Grund findet man schließlich auf Fertiggerichten den ausdrücklichen Hinweis, dass die Folie nicht zum Verzehr geeignet ist, auf Verpackungen die eindringliche Warnung davor, den eigenen Kopf zu verpacken, und dass - weil verschluckbar - Kleinteile, egal in welcher Form, eine wahre Todesfalle sind, weiß wohl jeder.

Kühlkette einhalten? Kein Problem!

Auch die jüngst von einer großen Versicherung verschickte Warnung hat mit unfreiwillig verschlucktem Kleinzeug zu tun: mit Keimen, Bazillen und anderen unerwünschten Bewohnern von für den menschlichen Genuss gedachter Nahrungsmittel. Gerade in den heißen Sommermonaten, so die Gesundheitsexperten, sei die Gefahr einer Lebensmittelvergiftung besonders hoch, weil sich die kleinen Quälgeister dann besonders kräftig vermehren.

Man liest, will schon zustimmend nicken - da fällt der Blick aus dem, aus guten Gründen geschlossenen, Fenster auf eine Wasserwand. Selbst wenn diese - was oft genug vorkommt - nicht von Hagelkörnern durchsetzt ist, herrschen draußen meist wenig sommerliche Temperaturen. Die durchgehende Kühlkette jedenfalls, welche die Hygienefachleute dringend empfehlen, ist eingehalten.

Der Kugelgrill wird zum Aquarium

Und der Empfehlung, häufig die Hände zu waschen, kommt man quasi automatisch nach, schließlich gleicht jeder Aufenthalt im Freien einer Ganzkörperwäsche. Fraglich, dass sich da Salmonelle und Co. so richtig wohlfühlen. Ohnehin bevorzugen diese rohe und unbehandelte Speisen, wie sie eher beim Grillen oder Picknick zum Einsatz kommen - oder eben nicht: wenn der Kugelgrill zum Aquarium und das geschmackvolle Weidenkörbchen zum Wasserfahrzeug wird.

Aber genug gejammert, das Wetter hat ja auch gute Seiten, allen voran, dass es ohne Sommer gar nicht zu den eigentlich sommertypischen Lebensmittelvergiftungen kommen kann. Und auch die Zahl alkoholbedingter Verkehrsunfälle dürfte heuer - mangels Biergartenwetter - unter jener des Vorjahres liegen. Getrunken wird daher brav zu Hause und - weiterer Vorteil des aktuellen Wetters - wem der Wein zu sauer oder der Scotch zu herb ist, braucht nur kurz das Glas aus dem offenen Fenster zu halten.

Obst und Gemüse aus dem heimischen Garten muss nicht erst aufwendig gewaschen werden, der die Wasserrechnung in die Höhe treibende Einsatz des Rasensprengers kann unterbleiben, Bandscheibenvorfälle sinken mangels Notwendigkeit des Gießkannenschleppens auf ein nie gekanntes Minimum. Nicht zuletzt kommen Liebhaber von Pilzgerichten heuer auf ihre Kosten, bietet das feuchte Wetter doch hervorragende Bedingungen für das Wachstum von Schwammerln - aber Vorsicht: einige der kleinen Gewächse sollen ja durchaus lebensgefährlich sein.

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