Mit dem Mountainbike über die Alpen:26.000 Höhenmeter im Sattel

Selbst Eis und Schnee konnte sie nicht stoppen: Der Eglhartinger Andreas Höher und der Grafinger Bernd Fleischer haben auf Mountainbikes 864 Kilometer quer durch die Westalpen zurückgelegt.

St. Virchow

Einzigartige Landschaften, unberührte Bergnatur, herausfordernde Anstiege, steile Abfahrten, schroffe Berge und gelebte Gastfreundschaft haben Andreas Höher und Bernd Fleischer auf ihrer Westalpen-Überquerung per Mountainbikes erlebt.

Wegen der Schönheit und der besonderen Herausforderung seien die Westalpen für Mountainbiker "ein Eldorado", wie Höher sagt. Gold haben die beiden auf dem 864 Kilometer langen Weg von Evian-les-Bains am Genfer See nach Ventimiglia an der Côte d'Azur zwar nicht gefunden, doch an die "atemberaubende Tour" werden sie sich noch lange erinnern.

Die beiden 41-Jährigen haben sich in 16 Tagen insgesamt über 26.190 Höhenmeter gequält. Höher fährt seit fast 20 Jahren Mountainbike und die Fahrt dieses Jahr war seine siebte Alpenüberquerung. Aber die Westalpen zu bezwingen, sei schon etwas Besonderes gewesen. "Es ist in vielerlei Hinsicht eine große Herausforderung. Besonders logistische Probleme treten auf dem Weg entlang des Hauptalpenkamms immer wieder auf."

Die Bergwelt der westlichen Alpen ist sehr abgeschieden. Es gibt nur wenige Stützpunkte und Übernachtungsmöglichkeiten. Die Tagesetappen müssen deswegen genau geplant werden. Wegen der Abgeschiedenheit mussten der Eglhartinger Höher und der Grafinger Fleischer für eine Zweitagesetappe große Wasserreserven mitnehmen, da sie nicht wussten, wo sie das nächste Mal Trinkwasser bekommen können. Die Fähigkeit zum Kartenlesen ist für eine solche Fahrt unentbehrlich, um auf Wetterschwankungen, die im westlichen Alpengebiet besonders extrem sein können, flexibel reagieren zu können.

Auf ihrer Reise haben Höher und Fleischer innerhalb weniger Stunden einen Wetterumschwung um 20 Grad auf minus zwei Grad erlebt und ein Schneesturm zwang die beiden Ausdauersportler zu einer zweitägigen Pause. "Die Kunst ist es, das Risiko einschätzen zu können, und wenn es zu groß wird, die Fahrräder auch für einen oder zwei Tage stehen zu lassen", sagt Höher. Deshalb empfiehlt er die Westalpen-Überquerung nur erfahrenen Alpinisten. "Interessierte sollten schon drei, vier Mal die Alpen auf nicht so anspruchsvollen Routen überquert haben, damit sie ungefähr wissen, was sie erwartet."

Neben der Erfahrung kommt es auf die Fitness an. Auch der Kopf spiele eine große Rolle, sagen die beiden Extremsportler. Man müsse sich immer sagen, dass man das schaffe. "Dann passt das schon", so Höher. Um für die Westalpen fit zu werden, hatten Fleischer und Höher das Training für einen Ironman-Wettbewerb genutzt. "Da sind wir ordentlich Höhenmeter mit dem Fahrrad gefahren."

Der Reiz liege in der unmittelbaren Erfahrung und dem Erleben der Natur, sagt Höher. Der große Vorteil, sich auf zwei Rädern durch die Berge zu bewegen anstelle zu wandern, liege darin, dass der Aktionsradius ein größerer ist. Erfahrene Mountainbiker können laut Höher bis zu 100 Kilometer am Tag zurücklegen. Am Ziel ihrer Tour angekommen, haben die beiden Jugendfreunde, die zusammen schon mehrere Touren gefahren sind, ihre Räder an die Seite gestellt und sind in ihren Radler-Klamotten direkt ins Wasser gesprungen. Den Rückweg traten die beiden mit dem Zug an, was aber kein Anzeichen dafür ist, dass Höher und Fleischer genug von den Bergen haben. Im Gegenteil: "Die Alpen sind so vielfältig und schön, ich werde nächstes Jahr auf jeden Fall wieder losfahren", sagt Höher.

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