Messe:Auf der Suche nach Perspektiven

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Neben Süßigkeiten, Kugelschreibern und anderen kleinen Geschenken gab es bei der Berufsmesse in Markt Schwaben vor allem viele Informationen für die Schülerinnen und Schüler. (Foto: Christian Endt)

Bei der Berufsmesse in Markt Schwaben können sich Schüler über Lehrstellen und Ausbildungen informieren. Das Interesse am kaufmännischen Bereich ist besonders groß

Von Carolin Schneiderund Sarah Lopez, Markt Schwaben

Zu wissen, was man beruflich machen soll, nachdem man jahrelang die Schulbank gedrückt hat, ist nicht einfach. Es gibt unzählige Möglichkeiten, von vielen wissen junge Menschen oft gar nichts. Schülerinnen und Schüler aus Markt Schwaben und Poing hatten bei einer Berufsmesse in der Markt Schwabener Dreifachturnhalle die Chance, sich über das Angebot zu informieren.

Über 50 Stände sind in der Halle aufgebaut. Pia und Elisa, beide 14 Jahre alt, schieben sich durch die Massen, auf der Suche nach potenziellen Arbeitgebern. "Ich hoffe, dass ich etwas finde, das mir gefällt", erklärt Pia. "Und zwar so gut, dass ich es später mal als Beruf machen möchte." Elisa möchte gerne eine Ausbildung machen, die sie in die kaufmännische Richtung führt. Sie habe sich schon beim Stand eines Einrichtungshauses umgeschaut, berichtet sie. Auch Pia kann sich einen Job im Büro gut vorstellen. "Aber ich habe noch einen Plan B", verrät sie. "Ich würde auch gerne Erzieherin werden."

Am Stand der Arbeiterwohlfahrt (AWO), Kreisverband Ebersberg, kann sie sich über den Erzieher-Job informieren. "Wir stellen hier drei verschiedene Ausbildungsberufe vor: Altenpfleger, Erzieher und Heilerziehungspfleger", erklärt Benedikt Siebler. Er selbst hat die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger abgeschlossen - ein Berufszweig der lang nicht so bekannt sei wie der des Erziehers, erklärt er. Dabei sei er mindestens genauso wichtig: Heilerziehungspfleger arbeiten mit Menschen mit Behinderung. Bei der AWO sind sie, wie er erläutert, vor allem in der Freizeitbegleitung tätig. Sie organisieren Tagesausflüge und Freizeiten an Wochenenden oder für mehrere Tage. "Man braucht immer mehr Personal", sagt Siebler auf die Frage nach der Zahl der Bewerber um eine Lehrstelle. "Wir haben jedes Jahr einen Auszubildenden, aber es können gerne auch mehr sein." Zusätzlich zu den angestellten Mitarbeitern sei man immer auch auf Ehrenamtliche angewiesen, die viel Arbeit abnehmen. Für die Ausbildung zum Erzieher interessieren sich dagegen deutlich mehr junge Leute. Bei der Erzieherin, die mit Benedikt Siebler am Stand der AWO steht, ist immer etwas los.

"Wir sind überrascht, dass uns doch einiges interessiert", sagt die 16-jährige Julia, die mit Freundin Sarah von Stand zu Stand läuft. Im Bereich der kaufmännischen Berufe, für den sie sich interessieren, gibt es auf der Messe eine große Auswahl an Material und Infoständen: Banken, Automobilhersteller und große Unternehmen wie Lidl oder Obi bilden in diesen Sparten aus.

Mit dabei ist auch das Autohaus Frisch, das seinen Hauptsitz in Forstinning hat. Neben der Ausbildung zum Automobilkaufmann und zum Kaufmann für Büromanagement bietet es noch vier weitere Möglichkeiten, in das Berufsleben einzusteigen: als Fachkraft für Lagerlogistik, Kfz-Mechatroniker, Fahrzeuglackierer oder Karosseriemechaniker. "Man muss sich schon anstrengen, um Auszubildende zu finden", stellt Sieglinde Frisch fest. "Irgendwo eine Anzeige schalten, das reicht nicht mehr. Die jungen Menschen findet man zum Beispiel auf Facebook, dort muss man sie ansprechen." Der Beruf des Mechatronikers sei immer gefragt, da sei es auch kein Problem, Auszubildende zu bekommen. Fahrzeuglackierer oder Karosseriemechaniker fänden sich jedoch weniger leicht. Bisher sei ihr Stand aber gut besucht gewesen. "Es war sogar schon jemand da, der eine Bewerbung abgegeben hat", erzählt sie voll Freude.

Patrick, 16 Jahre, kann sich im Gegensatz zu vielen anderen Schülern bei der Berufsmesse nicht vorstellen, einen kaufmännischen Beruf zu erlernen. "Für einen Bürojob kann ich einfach nicht lange genug still sitzen", erzählt er. Deshalb ist er auf der Suche nach einer handwerklichen Lehrstelle. An manchen Ständen stört es ihn, dass er von Ausstellern wenig erfährt. "Manche sagen kaum was, sondern verweisen direkt auf das Internet", sagt Patrick. Es sei viel besser, wenn man erzählt bekomme, was einen Beruf ausmacht.

Stefan Holzner dagegen hat ganz viel zu erzählen. Er ist begeistert von seiner Arbeit als Metzger und lockt mit belegten Broten an den Stand der Metzgerei Holzner. Der Familienbetrieb aus Pliening sucht sowohl Auszubildende zum Fleischfachverkäufer als auch zum Metzger. "Es ist eine Katastrophe", berichtet Stefan Holzner. "Es ist sehr schwer, Auszubildende zu finden." Oftmals seien es junge Menschen, die schon drei Ausbildungen abgebrochen haben, und es dann mit der Metzgerei versuchen. "Das Interesse bei den Leuten fehlt einfach", sagt Holzner. Die Hemmschwelle, rohes Fleisch anzufassen, sei bei vielen zu hoch, außerdem dürfe man das enorme Verletzungsrisiko nicht außer Acht lassen. Trotzdem sei es ein ganz toller Beruf. "Schaut euch doch nur mal diese Messer an", sagt Holzner und deutet auf das Metzger-Werkzeug, das er mitgebracht hat: Große Messer mit bunten Griffen, die gut geschliffen auf schwarzem Samt liegen. "Damit durch Rinderfleisch zu schneiden, das macht richtig Spaß", erklärt der junge Metzger begeistert. Wenn die Schüler, die auf der Messe unterwegs sind, einen Beruf lernen, bei dem sie auch nur halb so viel Freude haben, hat sich der Besuch gelohnt.

© SZ vom 20.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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