Mehr Platz für Radler und Fußgänger:Kosmetisches Vorhaben

Die Anzinger informieren sich über die ersten Ideen und Ziele der Städteplaner, wie sich die Gemeinde baulich entwickeln sollte und könnte. Mit eigenen Vorschlägen einbringen wollten sich aber nur wenige

Von Johanna Feckl, Anzing

Anzing soll schöner werden. Deshalb lud die Gemeinde am Donnerstag zu einer Veranstaltung mit dem Titel "Vorbereitende Untersuchungen zur integrierten Ortsentwicklung in Anzing". Der Zweck des Abends war die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger: Das Planungsteam stellte seine bisherigen fachlichen Einschätzungen und Sanierungsziele vor, die die Anzinger durch ihren "Blick von innen" bewerten und ergänzen konnten. Zudem gab es die Möglichkeit, auch darüber hinaus Anregungen zu liefern.

Dass in Sachen Städtebauplanung und -förderung in der Gemeinde durchaus Potenzial zur Verbesserung besteht, haben einige Anzinger schon vor zehn Jahren moniert. 2008 gründeten einige Engagierte den Arbeitskreis "Anzing Mitte", "der hat den Stein ins Rollen gebracht", erinnert sich Bürgermeister Franz Finauer (UBA) an die Anfänge des aktuellen Projektes. "Da sind wir als Gemeinde zum ersten Mal darauf gekommen: Wir müssen da etwas tun", sagte Finauer.

Bis das Vorhaben konkret wurde, dauerte es noch bis 2015, als die Gemeinde vier Büros für Städtebauplanung einlud, einige Ideen vorzustellen. Im Sommer 2016 erhielt dann das Münchener Planungsbüro "Plankreis" den Projektzuschlag. Unter der Leitung von Christian Bäumler ist das Büro nun dafür verantwortlich, ein integriertes Ortsentwicklungskonzept zu erarbeiten. Mit dabei in dem Projekt ist auch der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München, in dem Anzing Mitglied ist. Der Verband fungiert als beratende Schnittstelle zwischen dem Planungsbüro und der Gemeinde, sozusagen als Moderator. Für Anzing erfüllt diese Rolle Susanne Bauer, die auch die Veranstaltung am Donnerstag moderierte.

Mehr Platz für Radler und Fußgänger: In der Högerstraße könnte es schon bald ein Tempolimit geben. Damit soll die Unfallgefahr für Radfahrer und Fußgänger verringert werden. Auch der Ausbau von Rad- und Fußwegen ist in der Diskussion.

In der Högerstraße könnte es schon bald ein Tempolimit geben. Damit soll die Unfallgefahr für Radfahrer und Fußgänger verringert werden. Auch der Ausbau von Rad- und Fußwegen ist in der Diskussion.

(Foto: Christian Endt)

Der Abend begann mit einer Präsentation von Christian Bäumler über die fachliche Meinung der Städteplaner: Was zeichnet Anzing derzeit aus? Was ist verbesserungswürdig? Und wie lassen sich diese Optimierungen erreichen?

Ein Knackpunkt dabei war das Thema Verkehr: "Anzing hat durch die Autobahnanbindung eine hohe Verkehrsbelastung in der Högerstraße und der Erdinger Straße", sagte Bäumler. Deshalb wolle man den Durchgangsverkehr entschleunigen - etwa durch eine Tempo-30-Zone oder durch Ampelschaltungen - und den innerörtlichen Kfz-Verkehr minimieren, indem man Rad- und Fußwege ausbaut.

Im Anschluss an Bäumlers Vortrag waren die Anzinger gefragt: Auf Flipcharts waren die eben präsentierten Ideen. Die Anzinger sollten nun entscheiden, ob sie den Vorstellungen zustimmen oder dagegen sind oder ob der jeweilige Punkt für sie nicht weiter relevant ist. Nachdem eifrig diskutiert wurde und jeder einen Strich oder einen Punkt in der für ihn oder sie zutreffenden Kategorie gesetzt hatte, pickte sich Moderatorin Susanne Bauer die Aspekte heraus, die einige Anzinger ablehnten und bat um Erklärungen.

"Bleiben wir dann alle daheim?", wollte ein Mann wissen und begründete damit seine Zurückweisung der Forderung, den innerörtlichen Kfz-Verkehr zu minimieren. Das Fahrrad nehme man schließlich nur so lange, bis es regne oder kalt würde. Standhaft blieb der Anzinger bei seinem Einwand, als sich noch ein anderer Mann zu Wort meldete: "Es geht doch nicht darum, den Verkehr abzuschaffen!" Stattdessen wolle man die Wege für Radler und Fußgänger so attraktiv gestalten, dass schlichtweg mehr Ortsansässige ihr Auto stehen lassen, als es aktuell der Fall ist.

Förderinitiativen

Finanziell gefördert wird das Anzinger Vorhaben zur integrierten Ortsentwicklung durch das Bayerische Städtebauförderprogramm. 60 Prozent der Kosten, die im Rahmen des Projekts zur Entwicklung der Gemeinde entstehen, übernimmt damit der Freistaat. Die übrigen 40 Prozent trägt die Gemeinde. Einmal im Jahr können sich Gemeinden für diese Form der Förderung bewerben. Daneben gibt es noch weitere Möglichkeiten zur finanziellen Unterstützung von Seiten des Freistaates, etwa durch die Initiative "Innen statt Außen" zur Belebung von Ortskernen. Es gibt auch Fördermöglichkeiten für Maßnahmen zur Flächenentsiegelung. Selbst private Grundstückseigentümer können unter Umständen Fördermittel erhalten. FEJO

In drei Gruppen diskutierten die Anzinger dann über die einzelnen Vorschläge und erarbeiteten eigene Ideen und Ergänzungen. Dabei kam heraus, dass sich die Anzinger einen durchgehenden Radweg entlang der Högerstraße wünschen bei gleichzeitiger Drosselung des Autoverkehrs auf 30 Kilometer pro Stunde sowie eine Drückerampel vor dem Seniorenzentrum. Auch die strengere Durchsetzung bestehender Regeln durch die Gemeinde wurde gefordert. So wies ein Familienvater darauf hin, dass viele Hecken so sehr auf die Gehwege wuchern, dass sein Sohn dort unmöglich radeln könne.

Bürgermeister Finauer freute sich über so viel Einsatz und Beteiligung der Anzinger - auch wenn mit Beginn der Gruppenarbeiten etwas mehr als die Hälfte der ursprünglich zirka 60 Interessierten die Veranstaltung verlassen hatte. "Im Moment geht es darum, Ideen zu sammeln", sagte er. "Und dann schauen wir, ob man sie realistisch umsetzen und damit etwas zum Positiven verändern kann."

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