Max Mannheimer:In den Herzen verankert

Ben Jakov, Max Mannheimer Ausstellung EBE

Max Mannheimer wird anlässlich der Vernissage seiner Ausstellung im Rathaus von Ebersbergs Drittem Bürgermeister Josef Riedl begrüßt.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der KZ-Überlebende zeigt im April seine Bilder in Ebersberg. Es ist einer seiner letzten Besuche in der Region, im September stirbt der 96-Jährige

Von Rita Baedeker, Ebersberg

Es ist einer seiner letzten Auftritte in der Öffentlichkeit: Rund 200 Besucher finden sich ein zur Vernissage der Ausstellung von Bildern Max Mannheimers am 14. April im Rathaus Ebersberg. Zu den Gästen gehören Mannheimers Tochter Eva sowie Barbara Distel, die frühere Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau.

Inmitten der Menge sitzt er, der 96-Jährige, und glänzt mit Humor und Eloquenz. Mit schalkhaften Bemerkungen fordert er seine Laudatorinnen, die Karmelitin Sr. Elijah Boßler und die Religionslehrerin Angelika Otterbach, zu scharfsinnigen Wortgefechten heraus. Besucher wie der Grafinger Pädagoge Stefan Eberherr berichten von der anziehenden Wirkung Mannheimers auf Schüler, denen er anhand seiner Lebensgeschichte die Schrecken des Nationalsozialismus nahe brachte und dieses Wissen auf die ihm eigene einfühlsame Art und Weise in den Köpfen und Herzen verankerte. In dem kurzen Filmporträt "Überlebender, Künstler, Lebenskünstler" von Peider A. Defilla, der anschließend im Sitzungssaal gezeigt wird, äußert sich Mannheimer selbst zu seiner unermüdlichen Arbeit mit Jugendlichen. "Wichtig ist zu vermitteln, wie Diktatur entsteht und was man dagegen tun kann."

Über seine Kunst spricht er dagegen immer mit trockenem Understatement. Nach dem Prozess des Malens gefragt, antwortet er: "Ich gieße einfach Farbe auf die Leinwand und wackle hin und her!"

In Erinnerung an seinen im KZ ermordeten Vater hatte Mannheimer sich den Künstlernamen "ben jakov" zugelegt. Begonnen hatte er mit der Malerei, um seine Erinnerungen an das KZ und die Ermordung von sechs seiner Angehörigen zu verarbeiten. "Zunächst ging ich jeden Abend ins Kino, um zu vergessen, doch dann wurde mir das zu viel", berichtet er bei der Vernissage. Und so fand er in der Malerei neuen Lebensmut - aber auch eine Möglichkeit, Trauer und Schrecken auszudrücken.

Mannheimer wandte sich der abstrakten Malerei zu. Er verschrieb sich aber keiner Stilrichtung, sondern experimentierte unbekümmert und schreckte vor keiner Technik zurück, wie Sr. Elijah Boßler, seit 1999 mit Mannheimer befreundet, in ihrer warmherzigen Rede berichtet. Mit wachsenden Kenntnissen entwickelte er sich vom Autodidakten zum Künstler. Die Vielfalt der Malerei, mal aufgewühltes Grau-Schwarz, mal geometrisch farbenfroh, ist auch bei der Ausstellung in Ebersberg zu sehen. Max Mannheimer trägt sich ins Goldene Buch der Stadt ein.

Im September stirbt Mannheimer. Die Initiatorin der Ausstellung, Kuratorin Antje Berberich, und viele andere erinnern sich mit Wehmut an den Mann, dessen charismatische Persönlichkeit und dessen Lebenswerk sie kennenlernen durften.

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