Max Josef Schlederer ist gestorben:Trauer um den Bräu von Grafing

Max Josef Schlederer ist gestorben: Der Bräu von Grafing und langjährige Stadtrat Max Josef Schlederer ist am Sonntag gestorben.

Der Bräu von Grafing und langjährige Stadtrat Max Josef Schlederer ist am Sonntag gestorben.

(Foto: Endt)

Von Thorsten Rienth

"Der Max Josef", sagte der Grafinger CSU-Chef Sepp Carpus, als der Ortsverband vor ein paar Wochen eine neue Vorstandschaft wählte, "der lässt sich ausnahmsweise entschuldigen". Ein Arztbesuch. Wer wollte, konnte da schon etwas ahnen. Max Josef Schlederer geht zum Arzt, anstatt zur Hauptversammlung seiner CSU? Die Sache musste ernst sein. Vor wenigen Tagen, bei der Präsentation des Volksfestprogramms, blieb sein Platz wieder frei - dieses Mal mit der Erklärung, dass er schwer erkrankt sei.

Die CSU war die politische Heimat des Eigentümers der Grafinger Brauereien Grandauer und Wildbräu. Im Frühjahr 1990 zum ersten Mal in den Stadtrat gewählt, wurde er 1995 Fraktionsvorsitzender. Zu den Wortführern des Ortsverbands gehörte er freilich schon länger - und bis zuletzt. Erst im März bestätigten ihn seine Parteifreunde als stellvertretenden Vorsitzenden.

Sie mochten ihn in der CSU. Frühmorgens fuhr Schlederer oft in eine Bäckerei am Marktplatz. Zur Tasse Kaffee blätterte er dort in der Zeitung. Als er das an seinem 60. Geburtstag machte, war die Bäckerei voll. CSU-Kollege Thomas Huber hatte eine Menge Leute aus dem Ortsverband zusammengetrommelt, um Schlederer mit einem Geburtstagsständchen zu überraschen.

In der Hand einen Kugelschreiber, den Blick konzentriert auf den Sitzungsunterlagen - das war das Bild, das Schlederer bis zur Kommunalwahl 2014 im Stadtrat abgab. Das Auffällige aber war seine Unauffälligkeit. Für einen Fraktionsvorsitzenden war er erstaunlich schweigsam. Umso gewichtiger sein Wort, wenn es für die CSU wirklich darauf ankam. In die Karten schauen ließ sich Schlederer nie, politisch wie beruflich. Nicht einmal das Sekretariat in der Brauerei hatte genauen Einblick in seinen Terminkalender. Oft entstand deshalb der Eindruck: Der Mann ist im Kopf schon einen Schritt weiter als die meisten anderen.

Akteur, das war Schlederer auch jenseits von Politik und Brauerei. Im Jagdverband, bei dem er den Hegepreis sponserte. Im sozialen Gefüge, wenn er für ein Kita-Sommerfest Getränke bereitstellte, aber keine Rechnung schickte. Aber eben auch auf dem Grundstücksmarkt. Um den Marktwert seiner Areale wusste der Bräu, so sein Spitzname, stets bestens Bescheid - und repräsentierte damit auch die Problematik, die in der Lokalpolitik bisweilen entsteht: Dass die berechtigten Interessen eines Privatmanns nicht immer ganz deckungsgleich sind mit dem Allgemeinwohl. Am Sonntag ist Max Josef Schlederer im Alter von 63 Jahren gestorben.

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