Maßnahme gegen Rauchen und Trinken:Jugendschutz in Neongelb

Minderjährige sollen zur leichteren Kontrolle auf Festen künftig fluoreszierende Bändchen tragen.

Jessica Bucher

Ebersberg Sie gelten als echte Trophäen, die Bändchen, die als Eintrittskarten für Musikfestivals benutzt werden. Manch einer lässt das Souvenir so lang am Arm, bis es von selbst abfällt. Doch das sollten Jugendliche, die gern auf die Feste im Landkreis gehen, lieber lassen, sonst hätten sie bald mehr bunte Bänder am Arm, als der Schlagersänger Wolfgang Petry. Das lässt sich zumindest nach einem Vorschlag des Ebersberger Jugendamtes erahnen. Dort will man mit Bändchen die minderjährigen von den erwachsenen Gästen unterscheiden und somit den Jugendschutz umsetzen - gerade noch rechtzeitig zur diesjährigen Festsaison. Am heutigen Samstag findet beispielsweise das Pöringer Weinfest der "D'Bianga" statt. Am 12. August beginnt das Ebersberger Volksfest und am 3. September laden die Egmatinger Burschen zum Weinfest. Gerade auf dem Land beliebte Veranstaltungen auch für unter 18-Jährige. Schön für die Feiernden, ein Graus für die Veranstalter. Besonders die Eingangskontrolle ist problematisch. Es muss sicher gestellt werden, dass die 16- und 17-jährigen Gäste von den Volljährigen zu unterscheiden sind. Sie müssen die Veranstaltung spätestens um 24 Uhr verlassen, dürfen keinen harten Alkohol konsumieren und nicht rauchen. Die Paragraphen vier und fünf des Jugendschutzgesetzes (JuSchG) regeln diese Vorgaben. Nun kommt ein weiteres Gesetz ins Spiel, das die Organisatoren berücksichtigen müssen. Das neue Personalausweisgesetz untersagt die Einbehaltung von Ausweisen. Weder an Hotelrezeptionen, noch an Garderoben dürfen die Plastikkarten als Pfand gefordert werden. Dabei hatten Veranstalter bisher diesen Weg gewählt, um sicherzustellen, dass um Mitternacht jeder Minderjährige freiwillig die Party verlässt. Wurde der Ausweis nicht abgeholt, ging er ans Jugendamt. "Ein gutes Druckmittel", findet der Vorsitzende des Poinger Burschenvereins Martin Pfürmann. Die Kreisjugendschutzbeauftragte Veronika Müller-Appel kennt die Sorgen der Vereine. Dennoch müsse eine Lösung her, die sowohl dem Jugendschutz, als auch den praktischen Anforderungen einer Festsituation gerecht wird. Das scheint nicht so kompliziert wie befürchtet. Veronika Müller-Appel schlägt vor, farbige Eintrittsbänder zu benutzen, um die unter 18-Jährigen zu kennzeichnen. Diese Handhabung ist nicht neu, das machen viele Veranstalter sowieso schon", weiß die Jugenschutzbeauftragte. Aber es komme auf eine effektive Umsetzung der Bändchenregel an. Dafür sollten die Bänder der Jugendlichen bevorzugt neonfarben oder fluoreszierend sein, damit sie vom Sicherheitspersonal und an der Bar leicht gesehen werden. Es sollten hochwertige Bänder verwendet werden, die nicht wieder zugeklebt oder abgestreift werden können. Am wichtigsten ist, dass an der Tür gezählt wird, wie viele Tickets an Minderjährige verkauft werden. Wenn diese beim Verlassen der Veranstaltung durch die Organisatoren abgeschnitten werden, kann man genau abzählen, wie viele Personen sich unerlaubt in der Festhalle befinden" erklärt Veronika Müller-Appel. Auch der Anzinger Jugendpfleger Felix Aschauer hält viel von dem Vorschlag. "Richtig angewendet, machen die Bändchen den Organisatoren das Leben leichter, da keine Ausweise eingesammelt werden müssen. Die Schlange beim Abholen um 24 Uhr fällt damit auch weg."Die Träger des Jugenschutzes wollen damit vor allem eines verhindern: Dass Minderjährige kategorisch von Veranstaltungen ausgeschlossen werden. Sebastian Kirschbauer vom Burschenverein Egmating glaubt noch nicht an die Bändchenlösung. Er befürchtet, dass die nötige Kontrolle dadurch nicht gegeben sei. Der Leiter der Poinger Polizeiinspektion, Helmut Hintereder, hat hingegen bereits positive Erfahrungen gemacht. "Beim Weinfest Ende Juli hat alles gut geklappt", berichtet der Dienststellenleiter. "Wer kein Band hat fliegt raus, insofern ist es unrealistisch, dass die Jugendlichen das Kennzeichen abschneiden." In Poing wurde die Regelung so angewendet, wie von Veronika Müller-Appel vorgeschlagen und der Jugendschutz wurde von der Polizei als "korrekt eingehalten" bewertet. Der zunächst skeptische Vorsitzende des Poinger Burschenvereins war nach dem Abend überzeugt. "Es hat relativ gut funktioniert. Wir werden es nächstes Jahr wohl genauso machen", sagt Pfürmann. "Als wir so alt waren, wollten wir ja auch weggehen", meint er und räumt dennoch ein. "Hundertprozentige Sicherheit gibt es trotzdem nicht."

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