Markt Schwaben/Forstinning:Die alte Semptbrücke soll abgerissen werden

Brücke

Die marode Semptbrücke zwischen Markt Schwaben und Forstinning ist nur noch für Radfahrer und Fußgänger geöffnet.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die marode Brücke zwischen Markt Schwaben und Forstinning soll abgerissen und neu eröffnet werden - aber nicht mehr für alle.

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben/Forstinning

Die Semptbrücke liegt zwischen Forstinning und Markt Schwaben, sie ist die wahrscheinlich kürzeste Verbindung beider Gemeinden und eine wichtige Verknüpfung eines Rundwanderwegs im Schwabener Moos. Ihr Bau war ein gutes Werk, bei wem man sich dafür bedanken darf, ist allerdings ein großes Rätsel.

Das Problem: Niemand weiß, wer die Semptbrücke erschaffen hat. Und so wurde ein lokales Politikum daraus: Weil die Brücke vor sich hin rottete und zusehends verfiel, erklärten die beiden Grenzgemeinden sie kurzum zum Niemandsland. Weder Markt Schwaben noch Forstinning wollte die Brücke haben. Oder besser gesagt: Niemand wollte für ihre Erneuerung bezahlen.

Die Semptbrücke sieht wahrlich nicht mehr gut aus. Das Geländer ist so kaputt, dass Bauzäune die Seiten absichern, Bulldogs und Pferde dürfen seit längerem nicht mehr drüber. Vieles sieht danach aus, als seien die Brückentage an der Sempt bald gezählt. Und nun naht doch die Rettung: Am Dienstag haben die Bürgermeister der beiden Grenzgemeinden erklärt, dass man sich auf einen Kompromiss geeinigt habe. Markt Schwaben akzeptiert, dass das Niemandsland über dem Fluss künftig zum Gemeindegebiet gehören soll. Dafür soll die Brücke abgerissen und eine neue gebaut werden. Im Gegenzug stellt Forstinning in Aussicht, Teile der Baukosten zu übernehmen.

Die Brücke ist ein Beispiel dafür, wie kompliziert es ist, uralte Handschlag-Deals im Nachhinein in eine Rechtsform zu bringen. Kaum eine Ortschaft dürfte das besser wissen als Markt Schwaben, wo sie sich im Ort seit Jahren über eine herrliche Posse um eine Brücke und deren Zugangsweg ärgern. Dabei geht es wiederum um einen Zugezogenen, dem stinkt, dass so viele Fußgänger über sein neu erworbenes Grundstück spazieren. Also riss er die Brücke kurzerhand ab. Weil nicht für alle eindeutig erkennbar niedergeschrieben ist, wem Weg und Brücke gehören, zanken sich Gemeinde und Bürger seither leidenschaftlich mit ihm, bisweilen vor Gericht.

Für Autos und Bulldogs soll die Brücke in Zukunft gesperrt sein

Auch in der neuesten Debatte sieht nun alles nach einem Abriss aus, nur dass die Brücke hier möglichst schnell ersetzt werden soll. Samt Fundament und Geländer soll der Neubau nach ersten Schätzungen um die 50 000 Euro kosten; die will Markt Schwaben nicht alleine bezahlen - und dazu wird es wahrscheinlich auch nicht kommen. Aus Forstinning heißt es nämlich, dass man im aktuellen Haushalt 15 000 Euro für Maßnahmen wie diese einkalkuliert habe. "Wie viel wir davon für die Semptbrücke ausgeben, müssen wir aber erst im Gemeinderat beschließen", sagt Forstinnings Bürgermeister Rupert Ostermair (CSU).

Bis es dazu kommt, muss in Markt Schwaben noch einiges geklärt werden. Mittlerweile hat sich nämlich noch jemand gefunden, der mit der Semptbrücke in besonderer Weise verbandelt ist: Dem Eigentümer des Grundstücks am Ufer auf der Forstinninger Seite ist sehr daran gelegen, dass er weiterhin mit dem Auto auf sein Grundstück gelangt - und dafür muss er über die Brücke fahren. Da die neue Brücke in den Markt Schwabener und Forstinninger Überlegungen aber nur noch für Radfahrer, Reiter und Fußgänger ausgelegt sein soll, will sich der Anwohner an den Mehrkosten für eine größere Brücke beteiligen, die auch für Autos ausgelegt ist.

Das Niemandsland soll also wie früher zum Durchfahrts-Nadelöhr für jedermann werden? Nicht ganz. "Bisher haben sich nur der Anlieger und sein Nachbar bei uns gemeldet", erklärt Markt Schwabens Rathauschef Georg Hohmann (SPD). Damit nicht wie früher jeder mit seinem Bulldog über die Brücke rumpelt, sollen Poller aufgestellt werden, die nur herunterfahren, wenn man einen Passier-Schlüssel hat.

Hohmann und der Uferbesitzer müssen nun einen Vertrag aufsetzen, der die Kostenaufteilung für den Bau und die Instandhaltung der Brücke regelt. Bis es soweit ist, bleibt die alte Brücke für Bulldogs, Reiter und Autos gesperrt. Fußgänger und Radler dürfen sie jedoch weiterhin benutzen - zumindest vorerst. Irgendwann wird die alte Semptbrücke dann für immer verschwinden. Und mit ihr das Rätsel um ihren geheimnisvollen Schöpfer.

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