Mathematisches Verständnis und musikalisches Können gehen Hand in Hand - so lautet zumindest der allgemeine Konsens. Eva-Maria Rott ist der perfekte Beweis für diese Behauptung. Der Mathematik-Studentin und Musikschülerin aus Markt Schwaben wurde am Dienstag der Bayerische Kompetenznachweis Musik verliehen.
Der Lebenslauf der 20-Jährigen liest sich wie ein Paradebeispiel: Bereits im zarten Alter von sieben Jahren fing Evi, wie sie genannt wird, mit dem Spielen des Tenorhorns an. Evi habe damals noch auf zwei Telefonbüchern sitzen müssen, um das Mundstück des großen Blechblasinstrumentes, das zwischen den Beinen platziert wird, bedienen zu können, erinnert sich ihre Lehrerin Waltraud Kraxner. Es folgten Unterricht im Spielen der Posaune sowie mehrere Ensemblemitgliedschaften, etwa im Jugendblasorchester der Musikschule und der Bigband "Markt Schwabens Finest". Auch in der örtlichen Marktkapelle ist Evi seit vielen Jahren festes Mitglied. "Mit der Marktkapelle groß werden" war ihr Wunsch für die Zukunft, da war sie erst elf Jahre alt. Zusätzlich wirkte Evi immer wieder in verschiedensten Projekten mit, zuletzt neben Profi-Musikern an der Opernbühne Maxlrain in Bad Aibling. Die Auszeichnungen für ihr Können und ihr Bemühen folgten unter anderem im Rahmen des Regional- und Landeswettbewerbs Jugend musziert und der freiwilligen Leistungsprüfung an der Musikschule.
Nachdem sie ihr Abitur hervorragend absolvierte, nahm Evi Rott das Studium der reinen Mathematik mit Fokus auf Differenzialgleichung auf. Das Studium, in dem sie jetzt schon mit Hilfe ihres Professors forschen darf, nimmt viel Zeit in Anspruch. Dennoch bleibt die Liebe zur Musik nicht außen vor. So schien es ganz natürlich, dass ihre Lehrerin sie für den Kompetenznachweis Musik vorschlug. "Ich bin fast a bissal neidisch", gesteht Wolfgang Ostermeier, stellvertretender Leiter der Musikschule Markt Schwaben und langjähriger Unterstützer von Rott. Der Musiker ist stolz darauf, dass das Modell seiner Musikschule aufgeht, dass das Angebot für den Anfänger bis hin zum Profi so gut angenommen und umgesetzt wird.
Mit Rott erhält bereits das zweite Mal ein Schüler der Musikschule den Kompetenznachweis. 2012 wurde der Markt Schwabener Andreas Gammel ausgezeichnet. Die Urkunde wird nicht einfach an herausragende Musiker vergeben, mehrere Faktoren entscheiden am Ende über deren Vergabe. Verliehen und unterzeichnet wird das Zertifikat, und darin liegt die Besonderheit, außerdem nicht nur von der zuständigen Musikschule, sondern auch von den Ministerien für Wissenschaft und Forschung sowie für Unterricht und Kultus. Zunächst muss die jeweilige Musiklehrkraft, in Rotts Fall Waltraud Kraxner, mithilfe einer Beurteilung einen Antrag stellen. Daraufhin trifft die Leitung der Musikschule eine Entscheidung. Die Kernaussagen, die sich später auf dem Zertifikat finden, werden schließlich in Zusammenarbeit von allen Beteiligten formuliert. Viel Bürokratie, besonders, weil mehrere Jahre Ensemble- und Solo-Arbeit schriftlich nachgewiesen werden müssen. Außerdem müssen von der Lehrkraft die Sozial- und Selbstkompetenz des Nominierten bestätigt werden. Diese "emotionale Intelligenz" würde sich laut Kraxner aber automatisch im Austausch und im Miteinander während des Ensemblespiels entwickeln. Dass Rott für die Auszeichnung vorgeschlagen wird, stand schon länger fest. "Es hat letztendlich einfach gut in den Rahmen gepasst, der sowieso schon da war", erklärt die 20-Jährige. Ihre Liebe zur Musik ist deutlich erkennbar: Für sie stelle das Musizieren den Ausgleich zum Alltag dar, es transportiere Emotionen, die in Worten nicht ausgedrückt werden könnten. "Musik gehört einfach dazu." Das Zertifikat wurde ihr von Bürgermeister Georg Hohmann im Rathaus von Markt Schwaben überreicht. Dass in einer Gemeinde dieser Größenordnung nun schon ein zweiter Kompetenznachweis Musik verliehen wurde, findet er außergewöhnlich. Für Hohmann sei es besonders Rotts "Art, die überzeugt". Die Mischung aus Können, Fleiß, Leidenschaft, Spaß und sozialer Kompetenz geht auf. Warum sie dann nicht auch beruflich Musik machen möchte, kann Eva-Maria Rott schnell beantworten. Sie wolle ihr Hobby nicht mit einer wirtschaftlichen Abhängigkeit verknüpfen. "Es soll schließlich Spaß machen." Nun, und in der Mathematik, schenkt man dieser Behauptung denn Glauben, lässt sich ja auch die Musik finden.