Markt Schwaben:Zurück zu den Sockenmärkten

Markt Schwaben: Bei den Markt Schwabenern kommen die neuen Jahreszeitenmärkte mit ausgesuchten Spezialitäten gut an.

Bei den Markt Schwabenern kommen die neuen Jahreszeitenmärkte mit ausgesuchten Spezialitäten gut an.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die CSU will die Namen der neuen Jahreszeitenmärkte in Markt Schwaben abschaffen. Im Gemeinderat gerät Anja Zwittlinger-Fritz deshalb mit Bürgermeister Hohmann aneinander

Von Isabel Meixner, Markt Schwaben

Die Neujahrswünsche waren kaum ausgesprochen, da war es auch schon wieder vorbei mit dem Frieden im Gemeinderat. Der Anlass: ein Antrag von Frauen-, Senioren- und Junger Union. Darin fordern sie, "sich zu den Wurzeln unseres Marktes Markt Schwaben" zu bekennen und zu den alten Marktnamen zurückzukehren.

Weil das Schreiben nicht auf die Tagesordnung gesetzt worden war, beantragte Anja Zwittlinger-Fritz (CSU), eben jenes zu tun - und geriet mit Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) aneinander. Er warf der Gemeinderätin "Unverfrorenheit" vor, auch Anton Richter (SPD) sprach von einem "Politikgipfel", den er "in den Jahren, in denen ich dabei bin, nie gesehen hat".

Er wolle das Thema jetzt noch nicht auf die Tagesordnung setzen, weil die Gemeinde dazu noch nicht recherchiert habe, sagte Hohmann und verwies auf die Geschäftsordnung. Derzufolge müssen Anträge von Gemeinderäten innerhalb von drei Monaten nach Eingang behandelt werden, bei Anträgen von außerhalb gibt es keine Frist. Das Schreiben von FU, SenU und JU war Mitte Dezember in der Verwaltung eingegangen.

Diese Äußerung rief Zwittlinger-Fritz auf den Plan: Ihr Antrag, dass sich die Grundschule für ein Pilotprojekt zum offenen Ganztag anmeldet, werde dem Gemeinderat seit einem dreiviertel Jahr vorenthalten. Das ließ Hohmann nicht auf sich sitzen: "Du bist im Kontakt mit der Verwaltung und arbeitest für den Gemeinderat einen Vorschlag aus." Tatsächlich befindet sich Zwittlinger-Fritz diesbezüglich seit Monaten in Gesprächen mit Grundschule und Rathausverwaltung, wohl im Februar soll das Thema in den Gemeinderat kommen.

Ein einfaches Zurück zu den alten Namen ist aus Sicht des Bürgermeisters nicht möglich, ohne das Konzept der Jahreszeitenmärkte infrage zu stellen, das vor einem Jahr eingeführt worden ist. Denn Fasten-, Dreifaltigkeits-, Michaeli- und Weihnachtsmärkte könnten nur an speziellen Sonntagen stattfinden, die teilweise in den Ferien lägen. Das und die vielen Billigwaren- und Sockenstände hätten aber in der Vergangenheit dazu geführt, dass die Besucher ausgeblieben waren und irgendwann auch die Geschäftsleute ihre Läden nicht mehr öffneten, so Hohmann.

Markt Schwaben verlangt von den Ständebetreibern inzwischen Nachweise, woher sie ihre Ware beziehen. Wenn die Gemeinde jetzt zu den alten Marktnamen zurückkehrt, hätten frühere und inzwischen abgelehnte Fieranten wieder das Recht, nach Markt Schwaben zu kommen, fürchtet Hohmann.

Das alles wolle er aber in Ruhe recherchieren lassen, sagte er. Über halbgare Anträge abstimmen wolle er dagegen nicht: "Da lasse ich mich überhaupt nicht unter Druck setzen."

Wie Ursula Baumhof, die Vorsitzende der Frauenunion und Initiatorin des Antrags, sagt, habe sie im Prinzip nichts gegen das neue Konzept einzuwenden. Ihr sei aber unverständlich, dass Markt Schwaben einerseits 2015 groß sein 900-Jähriges feierte, andererseits "wir uns gleichzeitig der althergebrachten Bezeichnungen unserer Märkte entledigten und sie ganz formlos mit den jeweiligen Jahreszeitennamen benannt haben". Die Entscheidung sei im Gemeinderat "sang- und klanglos durchgewunken" worden.

Baumhof verweist auf die Historie: Vor 448 Jahren habe Herzog Albrecht dem Ort gestattet, vier Marktsonntage abzuhalten, auf denen Lebensmittel, Gebrauchsgegenstände und Textilien verkauft werden. "Warum also die Abschaffung der alten historischen Marktbezeichnungen?", fragt sie und verweist auf "viele Markt Schwabener und auch Neubürger", die die alten Marktnamen vermissten. Auch Josef Blasi, Ortschronist und Mitbegründer der Heimatmuseums, hatte sich auf der Bürgerversammlung im vorigen Jahr dafür ausgesprochen, die alten Marktnamen wieder einzuführen.

Der Gemeinderat sah jedoch wenig Anlass, seine erst vor sieben Monaten gefasste Entscheidung nochmals wie gefordert zu überdenken: Er sprach sich mit sechzehn zu sechs Stimmen dagegen aus, den Antrag auf die Tagesordnung zu setzen. Lediglich die CSU-Fraktion mit Ausnahme von Monika Schützeichel und Manfred Hoser (Freie Wähler) stimmten dafür.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: