Markt Schwaben:Tinkerbell trifft Mephisto

Der Kostümverkauf in der Theaterhalle ist eine bunte Reise durch 32 Jahre Bühnengeschichte und weckt Erinnerungen an viele Momente der Markt Schwabener Weiherspiele

Von Sandra Langmann, Markt Schwaben

Fünf Teile haben ihr gepasst, die Freude ist riesig. Eine zierliche ältere Dame legt einen Berg Kleider auf dem Verkaufstisch ab. Der Kleiderstapel ist so hoch, dass seine Oberkante beinahe an ihre Körpergröße heran reicht. Lediglich ein einziges Kleid müsse gekürzt werden, erzählt sie und sieht dabei sehr zufrieden aus. Beim Kostümverkauf am Samstagvormittag in der Theaterhalle in Markt Schwaben ist sie jedenfalls auf ihre Kosten gekommen. Und die Kleider seien nicht bloß für den Fasching gedacht. "Ich gehe gerne zum Tanzen", erklärt sie, dafür seien sie wunderbar geeignet.

Die Theaterhalle am Burgerfeld, die normalerweise als Aufführungsort für klassisches Theater wie Kleists "Zerbrochener Krug" dient oder den Rahmen für den Auftritt von Poetry-Slammern bietet, wird für diesen Tag zum Theaterfundus. Kleiderständer mit Kostümen, Kleidern und Blusen sind da und dort in der großen Halle verteilt. Mitten drin stehen alte Koffer mit den verschiedensten Perücken, und auf der Bühne sind Schuhe aufgereiht, die einst an den Füßen von Schauspielern steckten. All diese Utensilien zeugen von 32 Jahre Theatergeschichte. Doch die Theaterhalle wirkt jetzt einsam und ein bisschen so, als wäre gerade ein Tornado durch den Raum gefegt. "Vor zwei Stunden sah das noch ganz anders aus", berichtet Christa Hermannsgabner mit einem Grinsen. Sie ist die Fundusverwalterin des Theaters Markt Schwaben und veranstaltet den Kostümverkauf zum zweiten Mal. Bereits eine halbe Stunde vor Beginn seien Interessierte bei eisigen Minustemperaturen vor der Theaterhalle gestanden und hätten auf den Einlass gewartet, erzählt sie. "Da habe ich früher geöffnet und sie in den Vorraum gelassen", erklärt Hermannsgabner noch immer etwas verwundert. Mit einem solchen Ansturm schon vor Beginn des eigentlichen Verkaufs habe sie nicht gerechnet.

Kostümverkauf Markt Schwaben Theaterhalle

Der Kostümverkauf lockt auch junge Kunden an.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Vor zwei Jahren fand der Kostümverkauf zum ersten Mal statt. Mit dem Ertrag sei sie damals sehr zufrieden gewesen, erzählt sie. Zahlen wollte die Organisatorin aber nicht nennen. Auch dieses Mal sehe es ganz gut aus, und sie sei erstaunt, wofür sich die Leute interessieren. Da seien doch einige Stücke dabei, bei denen sie sich beim besten Willen nicht vorstellen könne, was damit anzufangen sei. "Aber die Leute sind sehr kreativ und machen etwas daraus." Eine junge Frau kann ihre Finger nicht von einem grünen Glitzerkleid lassen. Sie hat es sich schnell übergestreift und dreht sich vor dem Spiegel. Ihre Augen leuchten. "Dass ich da noch immer rein-passe!" Das grüne Kleid passt perfekt zu ihrer roten Lockenpracht. Vor Jahren habe sie es bei einer Kindertheateraufführung des "Peter Pan" als Tinkerbell getragen. Für zehn Euro darf sie es behalten. Mittlere Preisklasse. Es sind einige Schnäppchen dabei, von einem bis zu 20 Euro. Doch die junge Frau ist nicht die einzige, die sich ein Erinnerungsstück mit nach Hause nimmt. Viele kämen zum Kostümverkauf, weil sie hofften, ein Stück, das sie vor Jahren getragen haben, wiederzufinden. Auch für Volkstanz-Begeisterte und Schauspieler sei immer etwas dabei, so Hermannsgabner.

Seit drei Jahrzehnten haben sich Ausstattungsstücke im Theaterfundus angesammelt. Darunter ein blauer Overall, der bei den Weiherspielen im Vorjahr bei "Planet XX" zum Einsatz kam. Daneben hängt ein weißes Kleid mit feinen schwarzen Kreisen, es stammt aus "Peter Pan". An einem Kleiderständer baumelt eine schwarze Lederhose, einst Beinkleid des Mephisto in Goethes "Faust". Den Kontrast dazu bildet ein lustiger Matrosenanzug. Ihn zieren allerdings ein paar gelbe Flecken, er hat seine besten Tage hinter sich. Der Fundusverwalterin fällt es jedoch meist nicht sonderlich schwer, die alten Stücke an den Mann zu bringen.

Kostümverkauf Markt Schwaben Theaterhalle

Im Markt Schwabener Theaterfundus findet sich manches Erinnerungsstück, das die Kaufinteressenten schon in Jugendtagen getragen haben.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Weil es im Theaterfundus auf Dauer zu voll werde, müsse aussortiert werden, erklärt sie. Zudem würden die elastischen Stoffe unter der langen Lagerung sowieso nur leiden, so aber könnten sie noch jemanden glücklich machen. "Doch der Chef hängt sehr an den Stücken", verrät Hermannsgabner. Sie meint damit Josef Schmid, den Vorsitzenden des Theatervereins Markt Schwaben und einen der Gründerväter der Weiherspiele. Mit viel Herzblut habe er das Theater und die Spiele aufgebaut. Sie versichert, dass der Verkauf der Kostüme nichts mit dem Aussetzen der Weiherspiele zu tun hat.

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