Markt Schwaben:Sechs Toiletten für 260 Menschen

Der Markt Schwabener Helferkreis Flüchtlinge erhebt erneut Vorwürfe gegen das Landratsamt: Dieses sei nicht gewillt, die hygienischen Mängel in der Dreifachturnhalle zu beheben

Von Karin Kampwerth, Markt Schwaben

Der Markt Schwabener Helferkreis Flüchtlinge erneuert seine Kritik an der Unterbringung der Asylbewerber in der Dreifachturnhalle des Franz-Marc-Gymnasiums. Wie Tobias Vorburg in einer Pressemitteilung erklärt, sei die hygienische Situation in der Unterkunft prekär: Für zirka 260 Flüchtlinge stünden lediglich sechs Toiletten und zehn Duschen zur Verfügung.

"Trotz mehrmaliger Hinweise des Aktivkreises und Gesprächsangebote blieb das Landratsamt diesbezüglich inaktiv, es wurden tendenziell noch mehr Schutzsuchende dort untergebracht als umgesiedelt", schreibt Vorburg weiter. Zwischenzeitlich habe die Zahl der Schutzsuchenden sogar bei 280 gelegen. Umso verärgerter sind die Helfer, dass das Landratsamt zwei weitere Umkleiden mit Duschen und Toiletten "bewusst" nicht freigebe. Den Grund dafür zitiert Vorburg aus einem Schreiben der Kreisbehörde, in dem es heißt, dass die Turnhalle nach Beendigung der Nutzung als Asylbewerberunterkunft so schnell wie möglich wieder dem Breitensport zur Verfügung stehen soll. Deshalb halte man zwei Umkleiden zur Verfügung - auch, weil die anderen Umkleiden samt sanitärer Anlagen nach dem Auszug der Flüchtlinge grundsaniert werden sollen, was einige Monate in Anspruch nehme. Würde man die geschlossenen Umkleiden freigeben, stünden auch diese mit Wiederaufnahme des Sportbetriebes nicht zur Verfügung.

"Sicherlich wird den Schulen und Vereinen in der aktuellen Situation einiges abverlangt, allerdings ist es nicht zu tolerieren, dass das Landratsamt diese Missstände von vornherein ignoriert und sich nicht darum bemüht Lösungen zu finden", wirft Vorburg der Behörde nun vor. Den "Unwillen", menschenunwürdige Zuständen zu verbessern, toleriere der Aktivkreis nicht. Vorburg, der für die Grünen auch im Markt Schwabener Gemeinderat sitzt, fordert im Namen der Helfer Landrat Robert Niedergesäß (CSU) deshalb dazu auf, Gespräche mit den Schulen und Sportlern zu führen, um nach spürbaren Verbesserungen für die Flüchtlinge zu suchen.

Ein Angebot, dem Niedergesäß grundsätzlich offen gegenübersteht. "Miteinander reden ist immer besser als übereinander reden", beschreibt er das Credo seiner politischen Kommunikation. Umso enttäuschter sei er, die Aufforderung zum Abstellen der Missstände über eine Pressemitteilung zu erhalten, seine E-Mail-Adresse sei dem Helferkreis schließlich bekannt. Niedergesäß hätte sich deshalb über eine direkte Anfrage gefreut, wie es andere Helferkreise vorbildlich täten.

In einer Stellungnahme zur Kritik Vorburgs unterstellt er den Markt Schwabener Helfern, dass diese bewusst die öffentliche Bühne bevorzugt hätten. Wobei er nicht unerwähnt lässt, dass es am Donnerstagabend, einen Tag, bevor Tobia Vorburg seine Pressemitteilung verschickte, in Markt Schwaben die Möglichkeit zur direkten Aussprache gegeben hätte. Denn da hatte Niedergesäß auf Einladung des CSU-Ortsverbandes über die aktuelle Flüchtlingssituation im Landkreis und auch in der Gemeinde selbst gesprochen. An der Veranstaltung hätten auch Mitglieder des Helferkreises teilgenommen. "Eine Gesprächsanfrage gab es aber nicht", sagte der Landrat.

Niedergesäß teilt zudem mit, dass er in engem Kontakt mit der Regierung von Oberbayern stehe mit dem Ziel, die Unterbringung von Asylbewerbern in der Dreifachhalle in Markt Schwaben möglichst bald zu beenden. Die Regierung habe auf Bitte des Landkreises signalisiert, dem Landkreis Ebersberg rund 200 Menschen aus dessen Unterkünften abnehmen und in freie Unterkünfte der Regierung umsiedeln zu können, damit alle Schulturnhallen schnell wieder ihrer Bestimmung für den Schul- und Breitensport übergeben werden können. Demnach würde auch die Markt Schwabener Halle schnell wieder der Schule und den Vereinen zur Verfügung stehen. Deshalb hält das Landratsamt daran fest, zwei Umkleiden weiterhin als Reserve vorzuhalten, da der Renovierungsaufwand für die als Asylunterkunft genutzten Räume nach bisheriger Erkenntnis unter Umständen groß, intensiv und langwierig sein werde.

Aktuell sind nach Auskunft der Behörde noch 228 Menschen in der Halle untergebracht, in der vergangenen Woche sind 14 Bewohner in eine Unterkunft nach Oberpframmern umgezogen.

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