Markt Schwaben:Schlauer für nur einen Euro

Die VHS Ebersberg-Grafing beschließt eine deutliche Ermäßigung für einkommensschwache Kursteilnehmer

Von Konstantin Schätz, Markt Schwaben

"Was bedeutet schon Geld? Ein Mensch ist erfolgreich, wenn er zwischen Aufstehen und Schlafengehen das tut, was ihm gefällt." Das behauptete einmal der US-amerikanische Musiker Bob Dylan, und er steht mit dieser Meinung nicht alleine da. Häufig kommen aber Sprüche wie diese gerade von Personen, die sich aufgrund ihres finanziellen Erfolgs recht leicht tun, ihr Leben so zu gestalten, wie sie es wollen. So kann man davon ausgehen, dass einer wie Bob Dylan keine Schwierigkeiten haben dürfte, einen Spanischkurs oder ein PC-Seminar zu finanzieren, wenn er seine Sprach- oder EDV-Kenntnisse auffrischen möchte.

"Teilweise sind Leute auf mich zugekommen und haben gesagt, dass sie den ein oder anderen Kurs gerne besuchen würden, sich das aber nicht leisten könnten." Das berichtete Martina Eglauer, Geschäftsführerin der Volkshochschule Ebersberg-Grafing (VHS), die mit einer am Mittwoch beschlossenen Änderung vom kommenden Semester an diese finanzielle Hürde abschaffen will. Nur einen Euro werden einkommensschwache Kursteilnehmer künftig für die Doppelstunde an der VHS zahlen müssen. Dies wurde bei der Ausschusssitzung des Zweckverbands Kommunale Bildung in Markt Schwaben beschlossen.

Daraus ergibt sich dann für die entsprechenden Personen ein Gesamtpreis von ungefähr 15 Euro pro Kurs. Zum Vergleich: Normalerweise kostet eine Doppelstunde ohne Vergünstigung zwischen acht und neun Euro. Ausgenommen von dem ermäßigten Tarif sind, wie Eglauer erläuterte, lediglich staatlich geförderte Kurse oder Angebote, die beispielsweise von der Krankenkasse bezahlt werden. "Da werden die Kosten ja ohnehin übernommen", sagte die VHS-Geschäftsführerin.

Als einkommensschwach gelte jeder, erklärte sie, der auf Grundsicherung oder Arbeitslosengeld II angewiesen sei. Auch Personen, die nach dem Asylbewerberleistungsgesetz als Geflüchtete gelten, könnten somit von dem am Mittwoch beschlossenen Tarif profitieren.

Unter 6500 Anmeldungen habe es gerade einmal sieben Kursteilnehmer gegeben, die aus einkommensschwachen Verhältnissen kommen. Dies habe sich aus der Ermäßigungsstatistik ergeben, die bei der Ausschusssitzung vorgestellt wurde, berichtete die VHS-Geschäftsführerin. "Bei der Anmeldung zu unseren Kursen haben ja manche Personenkreise die Möglichkeit, Vergünstigungen zu bekommen." Dazu gehörten neben Schülerangeboten eben auch Vergünstigungen für einkommensschwache Kursteilnehmer. Für sie habe es bisher eine Ermäßigung von 25 Prozent auf die Kurse gegeben.

Ob diese Angebote aber genutzt würden, sei immer abhängig von der "Eigeninitiative". Eine Dunkelziffer von Personen, die berechtigt seien, entsprechende Vergünstigungen in Anspruch zu nehmen, es aber nicht tun, könne deshalb nicht ausgeschlossen werden. "Die Statistik wird übrigens anonym geführt", fügte Martina Eglauer hinzu. In der VHS-Zweckverbandausschusssitzung wurde die Annahme geäußert, dass sicher manch einer aus Scham über seine finanzielle Situation nicht auf entsprechende Angebote eingehen wolle.

Dass die beschlossene Maßnahme trotzdem erfolgreich sein könnte, habe man bereits in der Vergangenheit bei der VHS im Norden des Landkreises München feststellen können, die sich ebenfalls mit diesem Thema beschäftigt hatte. Dort sei es gelungen, "die Zahl der Anmeldungen einkommensschwacher Personen von anfänglich zehn auf 100 zu erhöhen", betonte Eglauer, als sie die Ermäßigung vorstellte. Die Volkshochschulen in Ismaning, Unterföhring, Garching und Unterschleißheim hätten die Kurse für Betroffene allerdings komplett kostenfrei angeboten.

Weshalb man das nun aber bei der Volkshochschule Ebersberg-Grafing nicht auch tun wolle, erklärte der Markt Schwabener Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) in der Sitzung mit den Worten: "Was nichts kostet, ist nichts wert." So zumindest sei sein Eindruck, befand der Sozialdemokrat. Deshalb habe man sich hier auf einen Betrag von einem Euro pro Doppelstunde geeinigt. Ob das funktionieren werde, bleibe jetzt erst einmal abzuwarten. "Aber es war uns wichtig, die finanziellen Hürden zu beseitigen", betonte Eglauer. Wie viele betroffene Personen durch die neuen Teilnehmergebühren künftig auf das Angebot eingehen werden, lasse sich nicht abschätzen, sagte sie: "Es ist wichtig, dass es sich herumspricht und die entsprechenden Leute davon erfahren."

Da es keine Garantie dafür gebe, dass der Plan des Zweckverbandes kommunaler Bildung tatsächlich aufgeht, wurde allerdings beschlossen, die Geltungsdauer des Ein-Euro-Tarifs erst einmal auf die beiden kommenden Jahre zu beschränken. Getragen werden die Kosten für die Vergünstigungen von der VHS und gegebenenfalls von der Kommune selbst. Neben der Beseitigung finanzieller Hürden sei es in Zukunft aber auch denkbar, so Eglauer, noch weitere Maßnahmen zu diskutieren, um entsprechende Personengruppen für Erwachsenenbildungsangebote zu begeistern.

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