Markt Schwaben:Impro-Theater FKK feiert Jubiläum

Markt Schwaben: Spontanes Spiel: Das FKK-Improvisationstheater, hier bei einem Gastspiel bei der "Langen Nacht der Bildung" auf Schloss Zinneberg im vergangenen Jahr.

Spontanes Spiel: Das FKK-Improvisationstheater, hier bei einem Gastspiel bei der "Langen Nacht der Bildung" auf Schloss Zinneberg im vergangenen Jahr.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Frei, komisch, kreativ: Zum zehnjährigen Bestehen der Impro-Theatertruppe aus dem Landkreis gibt es eine Jubiläumsshow

Von Anja Blum, Markt Schwaben

"Veränderung nur ist das Salz des Vergnügens." So spricht Ferdinand in "Kabale und Liebe" - und scheint mit dieser Weisheit so manchen Darsteller der Jungen Bühne ins Mark getroffen zu haben: 2005 führt das Markt Schwabener Nachwuchsensemble Schillers Drama mit großem Erfolg auf. "Aber danach waren viele von uns hungrig nach was Modernerem, Kreativerem", erinnert sich Sebastian Schlagenhaufer. Auf die geballte Wortgewalt Schillers folgte der Wunsch, "mal etwas ganz ohne Text zu machen": FKK war geboren.

In dem Ensemble wird Freikörperkult mal ganz anders interpretiert: FKK steht hier für "frei, komisch kreativ". Nur mit ihrem Spiel, ihrer Mimik und Gestik wollen die Darsteller überzeugen, also ganz pur - ohne Textbuch, ohne Kulisse, Kostüme oder Requisite. Impro-Theater hieß das Zauberwort, das zu der Zeit auch in München in Mode kam, "wo wir natürlich gesehen haben, wie's funktioniert", erzählt Gründungsmitglied Schlagenhaufer. Sieben junge Schauspieler aus dem Landkreis, alle waren Anfang, Mitte 20, taten sich für FKK zusammen - geplant war nur eine Handvoll Auftritte.

Schon zur Premiere gab es viel Lob: Für Kreativität, Spontaneität und Gestaltungskraft

"Vor der Premiere im Grafinger Kastenwirt haben wir aber bestimmt ein halbes Jahr lang geprobt", so Schlagenhaufer, denn man sei sich seiner Sache alles andere als sicher gewesen. Ist es doch ein Paradox, Improvisation einüben zu wollen. "Ein großes Problem ist auch, dass man am Anfang die Reaktionen des Publikums nicht abschätzen kann. Man weiß also gar nicht so genau, was lustig ist - und was eher nicht." Insofern sei die Truppe vor der Premiere recht angespannt gewesen.

Doch ganz ohne Grund, wie sich herausstellte: Der Abend war ein durchschlagender Erfolg, auch die Ebersberger SZ lobte die Impro-Pioniere in den höchsten Tönen. Für ihre unglaubliche Spontaneität, Kreativität und Gestaltungskraft, für ihren erfrischend-geistreichen Humor. Wandelbar wie Chamäleons seien diese jungen Darsteller und hätten zudem ein großes Gespür für den Augenblick.

Beim Impro-Theater führt das Publikum Regie: Die Zuschauer denken sich Stichworte aus - sei es ein Gefühl, ein Beruf, ein fiktionaler Buchtitel oder ein absurdes Interviewthema - und die Darsteller müssen diese Ideen auf Zuruf umsetzen. Das bedeutet: Die Qualität einer Impro-Show steht und fällt allein mit dem Können der Schauspieler. Und manche Zuschauer stellen sie mit schier unlösbaren Vorgaben gezielt auf die Probe. "Aber das macht nichts. Das spornt einen extrem an, man entwickelt da eine Art sportlichen Ehrgeiz", erklärte Schlagenhaufer bereits vor vielen Jahren in einem Interview.

Improvisieren hilft auch im richtigen Leben

Heute, nach vielen Erfahrungen mehr, sagt Schlagenhaufer, dass das Impro-Theater eine sehr gute Fingerübung sei: "Das kann ich jedem Schauspieler nur empfehlen." Vor allem, weil die Spontaneität dieser Bühnenkunst einem Sicherheit vermittle - für all die Bühnen des Lebens. Egal, ob im herkömmlichen Theaterstück, beim Kabarett, bei einer Präsentation im Stadtrat oder an der Supermarktkasse: "Wer Improvisieren kann, weiß ganz anders mit Hängern, Zwischenrufen oder anderen unvorhersehbaren Dingen umzugehen. Der weiß, dass ihm schon was einfallen wird."

FKK jedenfalls gelang das Improvisieren von Beginn an so gut, dass alle weiteren Vorstellungen beim Publikum heiß begehrt waren. Und so wurde aus einem Projekt eine Institution: "Das hat einfach allen - uns und den Zuschauern - so viel Spaß gemacht, dass es immer weiter ging", so Schlagenhaufer. Ohne Ziel, aber mit Erfolg. Auftritte in ganz Bayern folgten, plötzlich feierte man fünften Geburtstag. Bis heute ist FKK aktiv, allerdings eher in privatem Rahmen, also auf Festen oder Firmenveranstaltungen.

Dabei war die Truppe durchaus dem Wandel unterworfen: Manch alter Hase ging, manch neuer kam hinzu. "Es gab aber nie Streit, das waren immer künstlerische Entscheidungen", betont Schlagenhaufer. Deswegen habe man auch immer Kontakt gehalten, so dass nun, zur Jubiläumsshow, alle aktiven und ehemaligen FKK-ler gemeinsam in Markt Schwaben auf der Bühne stehen werden, insgesamt neun Darsteller. Mit von der Partei wird aber auch Pianist Christian Kappel sein, die "wandelnde Musikbox". Die erste Probe für das große Revival hat bereits stattgefunden: "Schon nach 20 Minuten war es wie früher, da war alles wieder da", freut sich Schlagenhaufer. Schließlich sei es beim Improvisieren das Wichtigste, vertraut miteinander zu sein. "Man muss einfach wissen, wo der andere hinspielt."

Trotzdem hat die Truppe in zehn Jahren FKK nicht nur schöne Momente erlebt, sondern hin und wieder auch Pannen - und das Jubiläum will sie für einen Rückblick nutzen. "Wir werden einige Anekdoten erzählen, Dinge, die hinter und auf der Bühne passiert sind", kündigt Schlagenhaufer an. Details werden aber noch nicht verraten.

Jubiläumsshow des Impro-Theaters FKK, am Freitag, 13. Mai, um 20 Uhr im Theater am Burgerfeld in Markt Schwaben. Karten gibt es unter www.theater-marktschwaben.de

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