Markt Schwaben:Pauken für ein gutes Leben

MS grundschule Tansania Projekt.

Cery Haas vom Verein Daraja La Mungu zeigt den Grundschülern Bilder von der Schule in Ostafrika, die sie mit ihrer Spende unterstützen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Markt Schwabener Grundschüler spenden Geld, damit auch in Tansania Kinder lernen dürfen

Von Matthias Reinelt, Markt Schwaben

Sie fühlen sich erinnert an vergangene Zeiten, obwohl es schon Jahrzehnte zurückliegt: So ergeht es älteren Menschen, mit denen Cery Haas ihre Erlebnisse aus Tansania teilt. "Dort ist die Situation wie bei uns vor 100 Jahren", sagt sie. Ein Beispiel: Es gibt ein Gesetz, wonach Kinder in der Schule maximal drei mal geschlagen werden dürfen, erzählt Haas. Bereits seit 20 Jahren fährt sie regelmäßig in das ostafrikanische Land, in dieser Zeit hat sie viele Kontakte geknüpft, Lehrer kennen gelernt und gute Verbindungen zu Schulen aufgebaut.

Kürzlich war sie zu Gast in der Grundschule Markt Schwaben, um den Kindern und Lehrern von einem Projekt zu berichten, das diese unterstützt haben. Beim Weihnachtsmarkt hat die Schule etwa 1000 Euro eingenommen, anschließend wurde beschlossen, einen Großteil des Geldes an den Verein Daraja La Mungu, was übersetzt Brücke Gottes heißt, zu spenden. Der 2015 gegründete Verein, der sich ausschließlich durch Spendengelder finanziert, konnte unter anderem dank dieses Geldes dafür sorgen, dass an einer Schule nahe der Stadt Mbeya das Schulgeld für 48 Kinder bezahlt wird. Acht davon sind sogar dauerhaft untergebracht, gehen ins Internat, weil ihre Eltern zu weit weg wohnen. Manch andere Kinder machen sich jeden Tag auf ihren fünf Kilometer langen Schulweg. Eine Lehrerin kümmert sich rund um die Uhr um die acht Internatskinder und schläft auch in der Schule, die jüngste Schülerin ist drei Jahre alt.

Es wird lauter, die Markt Schwabener Kinder wirken plötzlich ganz aufgeregt. Es ist rührend, wie sehr sich die Kinder freuen. Der Grund: Haas projiziert Fotos von den Grundschülern aus Afrika an die Wand. "Ich finde es gut, dass die Kinder jetzt auch in die Schule gehen können. Sie haben doch das gleiche Recht zu lernen wie wir", sagt Ayden, der in die dritte Klasse geht. Schön findet das auch Paul. "Dadurch können die Kinder eine Ausbildung machen, einen Beruf lernen und ihren Träumen nachgehen", sagt der Drittklässler. Im Januar dieses Jahres nahm die Schule in Tansania ihren Betrieb auf, 28 Kinder gehen in die erste Klasse, 20 in die Vorschule. Eine traditionelle Schuluniform mit Hemd und Krawatte für die Buben, Röcke für die Mädchen gibt es nicht, alle Kinder tragen blaue Trainingsanzüge. Für den Schulsport müssen sie sich gar nicht erst umziehen. "Er wollte etwas Praktisches", sagt Haas über die von Schulleiter Asanga Ndile entwickelte Idee. Ihn kennt Cery Haas schon seit 2011, er hatte schon eine weiterführende Schule gegründet und aufgebaut und nahm sich auch des Grundschulprojektes an. Leer stehende Häuser wurden saniert und zu unterrichtstauglichen Räumen ausgebaut. Ndile verlegte selbst Wasserleitungen und investierte viel Eigenkapital, wie Haas erzählt. Den Kindern gegenüber beschreibt sie ihn als "liebenswerten Opa". Haas erklärt, er sei ein sehr respektierter Mann in der Umgebung. Dessen Engagement habe sie unbedingt unterstützen wollen. Haas wird nicht müde, zu betonen, wie wichtig Schulbildung ist. Jeden Tag werden die Kinder daran erinnert, dass sie ohne Ausbildung kein gutes Leben führen können. Auf dem Tor der Schule steht: Education is your life, das heißt übersetzt: Ausbildung bedeutet dein Leben.

Als Theaterpädagogin ist Cery Haas beim Gospel Art Studio in Feldkirchen bei München beschäftigt, gibt dort unter anderem Theaterworkshops. Mit denen fing sie 2010 auch in Tansania an. Ihre Reisen kündigte sie meist vorher an, "ein bisschen auch, um noch einmal die Werbetrommel zu rühren", gibt sie zu, aber ohnehin gaben ihr Freunde, Privatleute und Menschen aus der Kirchengemeinde Spenden mit, damit sie vor Ort direkt helfen kann. Irgendwann wurde es ihr aber zu viel, sie habe sich schon wie eine Bank gefühlt, sagt sie und lacht dabei. Schöne Gesten, aber eine Organisation musste her, deshalb 2015 die Gründung eines Vereins. Die Mitglieder initiieren seither Hilfsprojekte, die den Lebensstandard verbessern. Auf den Flyern steht unter anderem: Bildung fördern und Perspektiven schaffen. Die neun Mitglieder des Vereins unterstützen Schulen, Kirchengemeinden, Krankenhäuser und Privatleute. Letztere beispielsweise mit Geldern, sodass sich diese ein Schwein kaufen können, das sie heranziehen und dessen Ferkel sie wiederum verkaufen können. Ohne die Spenden könnten sie sich das sonst nicht leisten. Das durchschnittliche Monatseinkommen eines Tansaniers liegt laut Haas bei 45 Euro.

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