Markt Schwaben:Patenschaften für Pfeifen

Die Philippuskirche weiht ihre neue Orgel ein - mit Spenden soll das Instrument nun abbezahlt werden.

Inga Rahmsdorf

Markt Schwaben - Es fegte ein ordentlicher Wind durch die Philippuskirche. Er strömte durch fast 700 Pfeifen und brachte dunkle, runde, weiche, hohe und füllige Klänge hervor. Vier Wochen lang hatte es gedauerte, bis die neue Orgel in der Kirche aufgebaut war. Vorangegangen waren bereits mehrere Jahre Planung und natürlich der Bau des Instruments. Am Sonntag war es dann soweit - die evangelisch-lutherische Gemeinde weihte die Orgel mit einem Festgottesdienst feierlich ein - und führte ihr neues Meisterwerk vor. Wie technisch ausgefeilt das Instrument ist und welch handwerklicher Aufwand in dem Bau stecken, wurde bei einem anschließenden Vortrag mit musikalischen Beispielen deutlich.

Jedes Detail sei handgearbeitet, alles mechanisch, nichts elektronisch, erklärte Jirí Kocourek, Organist und Geschäftsführer der Werkstatt Eule. Die Manufaktur aus Bautzen hatte die neue Orgel für Markt Schwaben gebaut. Eine mechanische Orgel könne mehrere Jahrhunderte halten und ihren guten Klang bewahren, sagte Kocourek. Die neue Orgel hat mit insgesamt zehn Registern zwar nicht mehr als die alte, trotzdem bietet sie einen Klang, der nun auch eine voll besetzte Kirche ausfüllen kann, wie die Musikerin und Kantorin Christine Iwainski am Sonntag wohltönend demonstrierte, indem sie alle Register zog und den Orgelwind durch die neuen Pfeifen aus Holz, Metall und Zinn strömen ließ.

Dass nun ein ganz neuer Klang in der Philippuskirche ertönt, hat mit einigen Tricks des modernen Orgelbaus zu tun. So können die zehn Register in dem neuen Instrument vielfältiger genutzt werden. Dafür haben die Mitarbeiter der Werkstatt Eule einige technische Raffinessen eingebaut. Es gibt nun Register, in denen pro Register nicht mehr nur eine Pfeife ist, sondern zwei installiert sind. "Zieht man die zweite Pfeife hinzu, wird der Klang kräftiger", sagt Kocourek. So könne man aus einem Register praktisch zwei machen und habe mehr Klangmöglichkeiten. Außerdem können die großen Bassregister sowohl mit der Hand als auch mit dem Fuß gespielt werden. "Auch wenn man das Pedal nicht nutzt, hat man den vollen Klang", sagt er. Pfarrer Karl-Heinz Fuchs zeigte sich sehr zufrieden. "Es ist ein schönes Instrument und es klingt wunderbar."

Er bedankte sich für die gute Zusammenarbeit mit den Orgelbauern aus Bautzen, und auch für die vielen Spenden aus der Gemeinde, die die Orgel erst ermöglicht hatten. Gekostet hat das Instrument die Gemeinde 167 363 Euro. Weitere 19 000 Euro musste die Kirche für die Anpassung der Empore zahlen. Einen großen Teil der Kosten konnte die Gemeinde bereits durch die Spenden, Zuschüsse der Kommunen und des Kultusministeriums aufbringen. Sie hofft nun, dass sie durch weitere Spenden die neue Orgel bald abbezahlen kann. Viele Gemeindemitglieder haben auch Patenschaften für einzelne Pfeifen übernommen, sagt Pfarrer Fuchs. Besonders beliebt waren die Viola d' amour und die Waldflöte.

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