Posse in Markt Schwaben:Sägmühlen-Besitzer darf sein eigenes Haus nicht abreißen

Posse in Markt Schwaben: Das "grüne Haus auf dem Sägmühlengrund, hier eine Aufnahme aus dem Jahr 2012, ist in einem ziemlich maroden Zustand. Der Besitzer will es abreißen und durch ein Wohnhaus ersetzen.

Das "grüne Haus auf dem Sägmühlengrund, hier eine Aufnahme aus dem Jahr 2012, ist in einem ziemlich maroden Zustand. Der Besitzer will es abreißen und durch ein Wohnhaus ersetzen.

(Foto: Christian Endt)

Im Streit um die Markt Schwabener Sägmühle spricht sich der Ausschuss gegen das Vorhaben des Eigentümers aus. Es gibt auch eine Begründung.

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Es hätte ein Bagger mit einer Abrissbirne kommen sollen, und wenn die Kugel das erste Loch in die verwitterte Hausmauer geschlagen hätte, dann wäre der Eigentümer der Sägmühle einen Schritt weiter gewesen. Er möchte eines der Häuser auf seinem Grundstück einreißen lassen und dann wieder neu aufbauen. Dieses Vorhaben ist ihm seit Jahren ein Anliegen, das geht auch aus seinem jüngst gestellten Antrag hervor. Im Markt Schwabener Gemeinderat sahen sie das aber bisher stets anders, und dabei wird es wohl auch bleiben. Denn am Dienstagabend hat der Bauausschuss einstimmig gegen die Pläne gestimmt.

Es geht um das umstrittenste Grundstück des Orts Markt Schwaben, die sogenannte Sägmühle, wo schon lange kein Holz mehr zu Brettern verarbeitet wurde. Die Sägmühle ist aber ein Reibungspunkt geblieben, auch ganz ohne Sägewerk, und es wird nicht besser, sondern eher schlimmer. Seitdem ein Münchner das Grundstück vor sechs Jahren der Gemeinde vor der Nase weg ersteigerte, wird leidenschaftlich gezofft - wahlweise mit der Gemeinde, mit dem Ebersberger Landratsamt oder mit Spaziergängern, auf und neben dem Grund, oder in Gerichtssälen.

Dass Tiernamen ausgetauscht wurden, dass sich die Prozessakten stapeln, macht die Geschichte zur skurrilen Dorfposse. Sonderlich erheitert sind die Markt Schwabener jedoch nicht. Die Sägmühle hat im Ort eine wichtige Funktion, weil das Grundstück die einzige Verbindung für einen beliebten Spazierweg ist, der bis in den Nachbarlandkreis Erding führt. Und diese Verbindung ist jetzt zu.

Der Sägmühlen-Besitzer verlangte Wegzoll von Spaziergängern

Der Grund: Der Eigentümer störte sich daran, dass Fremde über sein Grundstück spazieren, besonders mit Hunden ohne Leine. Also reagierte er: Zunächst verlangte er Wegzoll, zwei Euro pro Strecke, dann riss er die Verbindungsbrücke über dem Fehlbach ab und sperrte alles mit Bauzäunen ab. Viele Markt Schwabener Spazier- und Gassigänger haben seither einen Groll, viele Gerichtsprozesse hat es deswegen gegeben.

Im aktuellen Fall geht es nun nicht um Zäune, Wege und Hunde, sondern darum, ob der Eigentümer das Grundstück zum Wohnen nutzen darf oder nicht. Er möchte das sogenannte grüne Haus durch einen Neubau ersetzen. Anstatt des alten, kaum bewohnbaren Gemäuers soll also ein neues Wohnhaus her, der Besitzer beruft sich dabei auf einen Vorbescheid aus dem Jahr 2015, wonach sein Vorhaben gute Aussichten hat.

Dieser Plan ist nun durchkreuzt, der Eigentümer, so sieht es Markt Schwabens Bauausschuss, soll nicht abreißen und wohnen dürfen, weil es ja um ein "landwirtschaftliches Gebäude" geht, und das soll auch so bleiben. Was rein praktisch gegen diese "Umnutzung" spricht, darüber wurde im Ausschuss nicht gesprochen, in der Beschluss-Empfehlung des Bauamts steht als Begründung nur, dass man sich ans Gesetz halten wolle. Danach ist das Vorhaben "rechtlich nicht zulässig", die Verwaltung stützt sich auf eine entsprechende Entscheidung des Münchner Verwaltungsgerichts von Anfang Oktober. Diskutiert wurde diese Einschätzung im Ausschuss nicht, die Abstimmung ging acht zu null aus.

Die Fronten sind wie gehabt verhärtet, Kompromissbereitschaft sieht sicherlich anders aus. Markt Schwabens Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) kann dieses Ergebnis nun als Teilerfolg verbuchen, wenn er so will. Wie es im Schlagabtausch zwischen Gemeinde und dem Sägmühlen-Eigentümer insgesamt steht, ist wiederum schwer zu sagen, wahrscheinlich läuft es auf ein grobes Unentschieden raus, bei dem die Prognose schwer fällt, ob es je einen Sieger geben wird. Fest steht lediglich der Verlierer: die Abrissfirma, der dieser Auftrag nun durch die Lappen geht.

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