Markt Schwaben:Leben fürs Theater

Tassilo Preis Marga Kappl

Marga Kappl lebt fürs Theater. Als Regisseurin inszeniert sie in Markt Schwaben Stücke, die sie auch gerne mal gegen den Strich bürstet.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Kandidatin für Tassilo: Marga Kappl mag es gern ein bisschen irrwitzig

Von Annalena Ehrlicher, Markt Schwaben

"Mein Leben besteht aus Theater", sagt Marga Kappl lächelnd und lässt ihren Blick durch die Theaterhalle schweifen. Singen, schauspielern, Regie führen - Kappl liebt die Bühne in jeder Form. Bereits als Studentin der Germanistik und Geschichte habe sie im Theater mitgewirkt. "Die drei Eisbären" war ihr erstes Volkstheaterstück, erinnert sie sich. "Kaum war ich dann Lehrerin, hatte ich auch schon meine erste Theatergruppe", fügt sie hinzu. "Und das habe ich mir dann auch die vierzig Jahre, die ich im Schuldienst war, beibehalten."

Nach dem Studium lebte die gebürtige Münchnerin 13 Jahre mit ihrem Mann im Bayerischen Wald. Zunächst weil beide ihr Referendariat an einer Schule in Kötzting machten. "Damals war das noch ein verschlafener kleiner Ort, und ich kam aus München - das war erstmal ein Schock", erinnert sie sich. Schnell habe sie jedoch auch dort ihr Kultureck gefunden, vor allem im Privaten wie sie heute sagt. 1982 folgte der Umzug nach Markt Schwaben, wo ihre beiden Söhne aufwuchsen und sie selbst "längst Wurzeln geschlagen hat." Bis Kappl 2003 in Rente ging, kümmerte sie sich um schulische Angebote für Theater, Chöre und Volkstanzgruppen. "Als ich aufgehört habe, waren zirka 70 Schüler in der Theater-AG", erzählt sie, "das war schon ein Rekord." Kappl erinnert sich an Jugendtheatertage zu denen sie mit 60 Leuten fuhr - anstatt der vorgesehenen sechs Schüler. "Wir haben mit Schlafsäcken in zwei Klassenzimmern geschlafen, und natürlich habe ich mich manchmal gefragt, warum ich mir das antue."

Und nach der Pensionierung? Kappl lacht. Am 15. Februar 2003 war ihr offiziell letzter Schultag, gerade zwei Wochen später veröffentlichte sie die Ausschreibung, in der sie nach jungen Leuten für die Formierung einer Theatergruppe suchte. "45 haben sich gemeldet - 25 davon waren ehemalige Schüler", weiß sie noch, "das war die Geburtsstunde der Jungen Bühne." Zehn Jahre betreute sie diese - danach habe sie sie "in die Freiheit entlassen", wie sie es formuliert. Sie habe sich zu diesem Zeitpunkt nicht von den jüngeren Schauspielern, den aus dem Kindertheater herangewachsenen, trennen wollen. Es wurde die Jugendgruppe "futura" gegründet.

Mit ihren ehemaligen jungen Schauspielern verbindet sie immer noch viel. Stolz erzählt die Regisseurin von einem der Schüler, der gerade die Aufnahmeprüfung an einer Schauspielschule bestanden hat. Der ständige Kontakt mit jungen Leuten halte sie jung. "Naja, jünger", verbessert sie sich. Sie nehme Lektüre- und Musikempfehlungen ihrer Theaterjugend gerne an. Ihre eigenen Kinder sind bereits aus dem Haus. Langeweile kommt jedoch nie auf, "eine ständige Hektik" bestimme ihre Tage. Mit dem Kindertheater probt sie momentan für die Inszenierung der "Prinzessin auf der Erbse". Ein Märchen, "aber ganz schön gegen den Strich gebürstet." Die Zeit des dünnhäutigen Adels sei vorbei, so die Regisseurin, da habe sie dem Stück eben einen etwas anderen Anstrich gegeben. Was sie grundsätzlich vom Regietheater und dessen Implikationen hält? Kappl zögert. "Ich finde es respektlos, wenn die Intention des Autors kaputt gemacht wird", sagt sie. Sie selbst habe sehr viel Respekt vor dem Schriftsteller, auch wenn sie das Stück gegen den Strich bürste. "Die Diskussion um Regietheater ist ja immer wieder im Gange", so Kappl, "aber da bin ich vielleicht eher konservativ."

Ein gewisses Faible für Kabarett hat sie, wie sie zugibt. "Ich mag Polt sehr gerne - die etwas aufmüpfigeren Kabarettisten". Kluges, witziges Theater, gepaart mit Tanz und Gesang. Sie selbst sang lange sowohl im Kirchenchor als auch Volksmusik mit ihren Senntaler Sängerinnen. Da mache inzwischen die Stimme nicht mehr mit, erzählt sie, und das Bedauern steht ihr ins Gesicht geschrieben. Eine Opernausbildung machte sie parallel zum Studium. In ihrem neuen Stück "Die Gesundheitsrevue" lässt sie ihre Schauspieler singen und tanzen: Ein bisschen "witzig und irrwitzig" solle das Kabarett-Stück werden. "Mir schwebt eine leicht Monty Python-artige Version vor", beschreibt sie. Im Schwarzlicht tanzende Nierensteine, Vampir-Krankenschwestern, die nur an das Blut der Patienten wollen, ein im Kernspin vergessener Patient.

Wie böse ist Marga Kappl? Lachend antwortet die Regisseurin auf diese Frage: "Naja, ein bisschen handfeste Kritik ist schon drin."

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