Markt Schwaben:Landratsamt räumt Versäumnisse ein

Markt Schwaben: Landrat Robert Niedergesäß.

Landrat Robert Niedergesäß.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Nach der Kritik an seinen Mitarbeitern kündigt Landrat Robert Niedergesäß Nachbesserungen an. Wenn die Kreisbehörde künftig Umzüge von Flüchtlingen veranlasst, soll sich einiges ändern.

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Nach der Kritik an der kurzfristig angesetzten Umverteilung mehrerer Markt Schwabener Flüchtlinge hat das Ebersberger Landratsamt Versäumnisse eingeräumt und Nachbesserungen angekündigt. Landrat Robert Niedergesäß teilte am Montagabend auf Anfrage mit, dass er das Missverständnis und die Kurzfristigkeit des Vorgehens bedauere.

"Die Kommunikation in solchen Fällen soll sich künftig noch verbessern", hieß es in einer Stellungnahme. Die "derzeit etwas entspanntere" Asylsituation wolle man dazu nutzen, das Umzugs-Management zu optimieren. Dazu gehöre, dass Helferkreise "frühzeitiger über Umzüge von Asylbewerbern informiert werden sollen".

Das Landratsamt bestätigte die Mitteilung der Markt Schwabener Flüchtlingshelfer, wonach am Freitagnachmittag Mitarbeiter der Kreisbehörde Umzugsbescheide an Bewohner der Unterkunft am Erlberg verteilt hatten, wo seit einem Jahr 40 Flüchtlinge in 20 Containern wohnen.

Der Helferkreis-Vorsitzende Tobias Vorburg hatte daraufhin kritisiert, dass die Ehrenamtlichen darüber nicht informiert wurden. Zumal es ein Treffen mit dem Landratsamt gegeben habe, wo Mitarbeiter Vertretern des Helferkreises zugesichert hätten, man werde kooperieren und frühzeitig Bescheid geben, wenn die Umverteilung am Erlberg bevorstehe.

Am Mittwoch sind bereits die ersten fünf Umzüge durchgeführt

Das Landratsamt bestätigt dieses Treffen, allerdings, so heißt es, habe sich die Absprache nur auf Umverteilungen in andere Landkreise bezogen, nicht aber auf Fälle wie diesen. Demnach seien für zwei Bewohner vom Erlberg "sehr kurzfristig zwei von den Nationalitäten her passende Plätze in anderen Unterkünften im Landkreis frei geworden". Diesen Mittwoch könnten drei weitere umziehen, für die ebenfalls eine passende Unterkunft im Landkreis gefunden wurde. Wegen der Kurzfristigkeit seien die Pläne nur den Bewohnern mitgeteilt worden. Dies sei "sicher nicht perfekt" gewesen, heißt es vom Landratsamt.

Markt Schwaben: In den 20 Containern am Markt Schwabener Erlberg wohnen seit einem Jahr Männer aus Eritrea, Syrien, Afghanistan, Pakistan und Senegal.

In den 20 Containern am Markt Schwabener Erlberg wohnen seit einem Jahr Männer aus Eritrea, Syrien, Afghanistan, Pakistan und Senegal.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

In den vergangenen Wochen häufte sich Unmut von Asylhelfern an der Zusammenarbeit mit dem Landratsamt, Plienings Helferkreis hatte sich per Brandbrief einen öffentlichen Streit mit dem Landrat geliefert. Vorburg erneuerte am Freitag die Kritik, es sei unmöglich, dass am Nachmittag vom Landratsamt niemand mehr für Nachfragen erreichbar gewesen sei.

Grundsätzlich sehe er es positiv, wenn weniger Menschen in Containern sondern in normalen Unterkünften wohnen könnten, hatte Vorburg dazu erklärt. Man brauche aber mehr Vorlauf, etwa um Adressänderungen vorzunehmen oder um zu klären, wo ein Bewohner seinen Sprachkurs fortführen kann.

Darum musste es so schnell gehen: Die Erklärung des Landratsamts

Warum war es nicht möglich, noch zu warten und den Wohnplatz erst einige Tage später zu beziehen? Auf Nachfrage nennt das Landratsamt zwei Gründe. Zum einen hätten die Mitarbeiter nur am Montag Zeit für die Verlegung gehabt, sonst hätte es eine weitere Woche dauern können.

Zum anderen wolle man dafür sorgen, dass ein frei gewordenes Zimmer möglichst sofort wieder belegt wird. Man befürchte andernfalls, dass eine Wohngemeinschaft über Zimmertauschs diskutieren könnte, und dass sich daraus Streitigkeiten ergeben. Ziel sei, dass bis Weihnachten die Hälfte der Container-Bewohner in dezentrale Unterkünfte im Landkreis ziehen könnte.

Weil die Container in Markt Schwaben bereits Ende Februar geräumt sein müssen, hat der Erlberg bei Umzügen Priorität vor den Flüchtlingen der Tragluftalle Pliening, die dort bis 1. April wohnen können. Wegen eines Brands sind die 200 Männer derzeit in einer Halle in Grub untergebracht, einen Umzugstermin zurück nach Pliening hatte das Landratsamt am Mittwoch noch nicht festgelegt.

Es gilt: Wird in einer Wohnung, zum Beispiel mit nigerianischen Bewohnern, ein Platz frei, soll nach Möglichkeit ein Landsmann einziehen. Da am Erlberg nur Eritreer, Syrer, Afghanen, Pakistani und Senegalesen leben, würde in so einem Fall ein nigerianischer Bewohner der Traglufthalle den Vorzug bekommen.

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