Markt Schwaben:Knöllchen, bitte?

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Markt Schwaben verdoppelt die Park-Kontrollen im Ortskern. Statt bisher drei Stunden wird von April an täglich sechs Stunden lang patrouilliert

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Markt Schwaben ist die flächenmäßig kleinste Landkreisgemeinde und beim Parken geht's besonders eng her: Wer im Ort nach 9 Uhr einen Parkplatz finden will, muss meist in die Parkgarage oder in versteckte Winkel am Ortsrand ausweichen. Und selbst wenn man fündig geworden ist, bleibt Parken hier ein verlässliches Abenteuer: Im Ortszentrum darf man unter Tags nämlich nur maximal zwei oder drei Stunden parken, daran erinnern einen blaue und weiße Schilder.

Und dennoch galt in Markt Schwaben bisher das Prinzip: Wo ein Wille ist, ist auch ein Parkplatz. Georg Hohmann kennt seine Pappenheimer und er wäre nicht der Bürgermeister, wüsste er nicht Bescheid, wie man das Regelwerk in Markt Schwaben austricksen kann. Ein gängiger Kniff der Einheimischen sei etwa, die Parkscheibe einfach weiterzudrehen - nicht die kreativste, aber eine recht effektive Methode, um Knöllchen zu entgehen. Andere würden sich verabreden und nach Ablauf der Parkuhr Plätze tauschen. So ordnete Hohmann am Dienstag die Lage ein, ehe er im Sitzungssaal zur Abstimmung aufrief.

Kurz darauf war klar: Der Markt Schwabener Gemeinderat wird es den Dauerparkern im Gemeindegebiet künftig noch schwieriger machen. Die Mitglieder stimmten mit 17 zu eins dafür, dass die Kontrolleure von 1. April an doppelt so lange Knöllchen hinter Scheibenwischer klemmen. Statt wie bisher drei Stunden pro Wochentag wird von Montag bis Freitag künftig täglich sechs Stunden kontrolliert. Von April an sind es zunächst für ein halbes Jahr 120 statt 60 Monatsstunden, so hatte auch die Empfehlung des Markt Schwabener Verkehrsausschusses gelautet. Statt bisher eine Kontrolleurin könnten es dann zwei werden, wie Hohmann am Mittwoch auf Nachfrage mitteilte, diese Entscheidung trifft nicht der Gemeinderat, sondern die Betreiberfirma.

Es ist nicht der erste Schritt der Gemeinde Markt Schwaben in dieser Sache. Im August sprach sich der Gemeinderat bereits dafür aus, in Zukunft Parkuhren im Ortszentrum aufstellen zu lassen, so wie in Erding - dort kostet ein Parkschein in der Innenstadt für die Maximalparkzeit von einer Stunde einen Euro. In Markt Schwaben sollte die maximale Parkdauer von drei auf zwei Stunden reduziert werden, so hatte es der Verkehrsausschuss empfohlen - der Gemeinderat folgte dem, ohne aber einen Stichtag oder die konkrete Umsetzung festzulegen. Ein Bürger hatte diese Pläne kurz darauf kritisiert. Die SZ veröffentlichte Teile seines Schreibens, wonach das Problem mit den Dauerparkern damit "überhaupt nicht gelöst sei". Um zu bestrafen, wäre es, so hieß es im Schreiben, wesentlich effektiver, mehr zu kontrollieren statt Parkuhren aufzustellen. Bisher ist von Parkuhren in Markt Schwaben nichts zu sehen.

Aktuell geht es nicht mehr um Parkautomaten sondern eben darum, dass die Kontrollen intensiver werden. In der Argumentation des Gemeinderats heißt es, dass Markt Schwaben dadurch in erster Linie von Dauerparkern befreit werden soll. Bürgermeister Hohmann erklärte am Dienstag, die Gemeinde erhoffe sich mit diesem Schritt mehr Platz für Gewerbekunden, die ansonsten keine Parkmöglichkeiten hätten. "Der Parkplatz ist für die Kunden da", sagte Hohmann.

Wer mit dem Auto zur Arbeit kommt, für den könnten knöllchenreiche Zeiten anbrechen. Bereits jetzt, so Hohmann, würde die Gemeinde "kistenweise" Zahlungsaufforderungen an Falschparker verschicken. Zu welchen Uhrzeiten ein Kontrolleur unterwegs sein wird, wurde nicht bekannt gegeben. Stattdessen gab es Einblicke, wie die zusätzlichen Personalkosten finanziert werden: Dafür, so steht es in der Beschlussvorlage, sollen die "Einnahmen aus den Ordnungswidrigkeitsverfahren" dienen.

© SZ vom 17.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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