Markt Schwaben:Keine Chance für Kombimodell

Gemeinderat Markt Schwaben lehnt offene Ganztagsschule ab

Von K. Eisenberger, Markt Schwaben

Für eine Betreuung nach dem Unterricht müssen an der Grundschule Markt Schwaben weiterhin die Eltern zahlen. Am Dienstag hat der Gemeinderat einen Antrag der CSU-Fraktion abgelehnt, wonach sich die Gemeinde für Ganztagsgruppen der offenen Ganztagsschule im Kombimodell bewerben solle. Für Familien hätte der Vorschlag der CSU eine monatliche Ersparnis bedeutet. Um das Modell zu realisieren, hätte Markt Schwaben jedoch Zusatzausgaben von jährlich 11 000 Euro einplanen müssen. Von den 25 Gemeinderäten sprachen sich letztlich nur die Antragsteller der CSU dafür aus; die Gegenseite setzte sich mit 17:7 Stimmen durch. Es bleibt also bei der klassischen Mittagsbetreuung, die es an der Grundschule seit Jahren gibt.

CSU-Gemeinderätin Anja Zwittlinger-Fritz hatte zuvor intensiv für die offene Ganztagsschule geworben. Der entscheidende Vorteil: Anders als bisher wäre die Betreuung in der Schule von Montag bis Donnerstag nach Unterrichtsschluss bis 16 Uhr für die Eltern kostenlos - bisher würden dafür monatlich 120 Euro pro Kind anfallen. "Gerade für Zuwanderer-Familien wäre das eine Erleichterung", so Zwittlinger-Fritz. SPD, Freie Wählerschaft, Grüne und Zukunft Markt Schwaben teilen diese Ansicht allerdings nicht.

Tatsächlich sind viele berufstätige Eltern an allen fünf Wochentagen auf Betreuung angewiesen. Mit dem neuen Modell ist der Freitag sowie die Zeit zwischen 16 und 17 Uhr nicht abgedeckt. Dafür müsste die Schule ein zusätzliches Angebot organisieren: nach 16 Uhr, und freitags ab Schulschluss. Die Kosten dafür hätten wiederum die Eltern zu tragen. Einer, der das neue Konzept dafür kritisiert, ist Bernd Romir, ehemals Direktor der Grundschule, aktuell für die Freie Wählerschaft im Gemeinderat. "Die Mittagsbetreuung funktioniert seit Jahrzehnten", sagt er. Da die Vorgaben des Ministeriums eingehalten seien, sehe er "keinen Grund, Geld zu investieren, um etwas zu ändern, das gut ist."

Nach Angaben des Rathauses gehen derzeit knapp 500 Kinder auf die Grundschule in Markt Schwaben. 220 sind regelmäßig in der Mittagsbetreuung, knapp die Hälfte davon bleibt bis 17 Uhr, so die Statistik. Über die Gründe jener Eltern, deren Kinder auf die Mittags- und Nachmittagsbetreuung verzichten, sagen diese Zahlen jedoch nichts aus. Arbeitet ein Elternteil nur halbtags? Oder stammt das Kind aus einer Familie, die sich die zusätzlichen Kosten schlichtweg nicht leisten kann?

Wie Ganztagsschulen in ihren verschiedenen Varianten bei Eltern tatsächlich ankommen, darüber geben bundesweite Statistiken Hinweise. Einer Analyse der Bertelsmann Stiftung zufolge wünschen sich immer mehr Eltern so ein System: Während sich im Jahr 2010 bereits etwa 63 Prozent der Eltern für die Ganztagsschule aussprachen, waren es 2013 bereits 70 Prozent, Tendenz steigend.

Wie es um die konkreten Bedürfnisse in Markt Schwaben steht, das will der Gemeinderat demnächst selbst ermitteln: In einer zweiten Abstimmung beschlossen die Räte - diesmal einstimmig - sich bei den betroffenen Eltern zu erkundigen, welche Form des Angebots von ihnen gewünscht sei. Zur Sicherheit, dies beschloss das Gremium mit einer Zweidrittel-Mehrheit, soll "die gesamte Grundschule zumindest ganztagsfähig geplant" werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: