Markt Schwaben:Eine Mühle fürs Seelenheil

Zum Gemeindejubiläum wird ein historisches Stück aufgeführt

Ritter Ulrich von Moosach ist ein adeliger Vasall des Klosters Ebersberg. Er kümmert sich um die Besitzungen des Klosters, insbesondere um den Wald, die Salzstraße, das Geleit der Fuhrleute und, ganz wichtig, die Einnahmen aus dem Salzzoll. Wenn es der Kaiser (Heinrich) befiehlt, muss er in den Krieg ziehen. Als "miles", als freier Edelmann, fällt sein Sold allerdings recht üppig aus. Er bekommt Höfe als Lehen und hat Aussicht auf Kriegsbeute.

Als im Jahr des Herrn 1115 sein Onkel Rupert, Abt des Klosters Ebersberg, im Sterben liegt, beschließt dieser, der Kirche zahlreiche Besitztümer zu schenken, um schon mal für sein Seelenheil im Jenseits vorzusorgen. Der Neffe übernimmt die wichtige Aufgabe gern und vermacht dem Kloster Ebersberg eine Mühle bei Schwaben. In dieser Urkunde wird Markt Schwaben erstmals erwähnt, daher feiert die Marktgemeinde in diesem Jahr ihr 900-Jähriges. Doch nicht nur Ruppert, auch sein Bruder, Ritter Ekkihard, schenkt dem Kloster etwas Wertvolles: einen Knecht samt Eheweib sowie eine Mühle, und das alles zum Heil der Eltern und des Bruders. Ruperts Nachfolger Abt Adalbero II lässt alle Schenkungen beurkunden und eintragen.

Die Geschichte ist für den in Markt Schwaben lebenden Regisseur und Autor Otmar Demharter Stoff für einen Bilderbogen, der das Geschehen vor 900 Jahren auf unterhaltsame Weise nacherzählt. Gezeigt wird das etwa halbstündige Historientheater anlässlich des Festabends "900 Jahre Markt Schwaben" am Samstag, 12. September, in der Dreifachturnhalle. "Die einzelnen Szenen sollen den Festvortrag von Reinhard Heydenreuter illustrieren", sagt Demharter. Heydenreuter, Professor für Neuere Geschichte und Bayerische Landesgeschichte, wird ein detailreiches Bild der damaligen Zeit vermitteln.

"Wir werden Szenen einer Ära darstellen, in der die Menschen tagtäglich das große Strafgericht, Hölle und Teufel fürchteten", sagt Demharter. Aus dieser Angst heraus seien viele Schenkungen an die Kirche erfolgt, für die es auch einen Begriff gab - "Seelgerät"! Eine Art Freikauf von der ewigen Verdammnis. Die Kirche damals habe diese Angst auch weidlich ausgenützt. Aber als Religionskritik sei das Stück nicht zu verstehen. "Es geht mehr um die Machtblöcke Rittertum und Kirche." Das Stück entstand in Zusammenarbeit mit dem Mittelalter-Verein "Falkenklinge", der die Kostüme stellt. Die Darsteller sind allesamt Laien. Zum Ensemble gehört auch die bekannte Schwabener Sängerin und Schauspielerin Elke Deuringer. "Sie wird eine Zeitreisende spielen", verrät der Regisseur.

Otmar Demharter hat Opernregie beim ehemaligen Münchner Intendanten Günther Rennert studiert. Er war an mehreren Theatern im Ruhrgebiet und am Theater des Westens in Berlin tätig. Dann startete er eine zweite Karriere im Eventmarketing. Demharter führt nicht nur Regie in dem Stück, das am Samstag gezeigt wird, er hat auch den Text geschrieben.

Der Festabend in der Dreifachturnhalle Markt Schwaben beginnt um 18.45 Uhr mit einem Auftakt der Marktkapelle, Einlass ist um 17 Uhr. Telefonische Vorbestellungen sind nicht möglich. Getätigte Reservierungen verfallen von 18.45 Uhr an.

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