Sägmühle in Markt Schwaben:Eine Lücke statt einer Brücke

Spaziergänger machen in der Bürgerversammlung ihrem Ärger über den Eigentümer der Sägmühle Luft, der den Übergang über den Fehlbach abgerissen hat. Markt Schwaben hat dagegen keinerlei Handhabe. Georg Hohmann kündigt ein Treffen mit Ottenhofens Bürgermeisterin an.

Von Isabel Meixner, Markt Schwaben

Die Wut ist groß: Der Eigentümer der Sägmühle im Schwabener Moos hat die Brücke über den Fehlbach wegreißen lassen. Der Spazierweg, der die Landkreise Ebersberg und Erding verbindet, ist damit de facto für Wanderer nicht mehr passierbar - es sei denn, sie setzen zu einem beherzten Sprung über den Fehlbach an.

Der Dauerstreit zwischen Gemeinde und dem Eigentümer hat mit dem Abriss einen neuen Tiefpunkt erreicht: Seit der Münchner 2011 das Anwesen in idyllischer Lage ersteigert hat, versucht er mit allerlei juristischen Finessen, den Weg, der über sein Grundstück führt, für die Öffentlichkeit zu schließen. Mit seinem Anliegen ist er vor Gericht bisher stets gescheitert: Das Verwaltungsgericht gab zuletzt im vorigen Mai dem Recht der Menschen auf freien Zugang zur Natur den Vorrang vor den Privatinteressen des Eigentümers.

In der Bürgerversammlung am Mittwoch hat nun ein Betroffener seinem Ärger Luft gemacht. "Nach dem Abriss ist der Weg quasi gesperrt", sagte Hans Kufner. Es könne nicht sein, dass sich ein Einzelner, der genug Geld habe, sich einen guten Anwalt leisten zu können, damit durchsetze. Der Mann habe beim Kauf der Sägmühle gewusst, dass ein öffentlicher Weg über sein Grundstück führt: "Das hat er zu akzeptieren." Kufner forderte die Gemeinde auf, alles zu tun, damit die Brücke wieder hergestellt wird. Man habe bereits viel versucht, antwortete Bernhard Wagner, Geschäftsleiter im Rathaus: "Es ist ärgerlich, wenn eine Einzelperson den Umgang Vieler mit der Natur einschränken will." Das Hauptproblem aber sei: "Das Naturschutzrecht ermöglicht, dass der Weg genutzt werden kann, aber es gibt keinen Zwang, eine Brücke zu bauen." Der Abriss der Brücke sei nicht widerrechtlich gewesen.

Dass die Brücke ausgerechnet jetzt verschwunden ist, muss kein Zufall sein. Inzwischen ist der Bebauungsplan für das Gebiet Sempt-Aue rechtskräftig. Er limitiert das Baurecht für die Sägmühle stark, wogegen sich der Münchner seit Jahren versucht, juristisch zu wehren. Überhaupt erfolgt die Kommunikation zwischen Gemeinde und Eigentümer der Sägmühle seit geraumer Zeit ausschließlich über Anwälte. Die Situation ist juristisch komplex, die Gründe für den Streit liegen zum Teil in der Vergangenheit und in Verstößen gegen Baurecht des Vorbesitzers. Im Kern geht es um folgende Fragen: Was passiert mit den Schwarzbauten, die der Vorbesitzer errichtet hat? Darf der Münchner einen Teil weiterverwenden? Wie groß ist das Baurecht für das Gelände? Muss der Weg über den Privatgrund offen gehalten werden?

Letzteres ist im Bebauungsplan der Gemeinde so festgeschrieben, auch das Münchner Verwaltungsgericht hatte im vergangenen Mai betont, der Weg müsse offen bleiben, sofern die Menschen nicht "durch den Wohngarten" laufen - was bei der Sägmühle aber nicht der Fall sei. Anlass für die Gerichtsverhandlung damals war, dass der Eigentümer das Gehege für seine Damwild-Herde über den Weg strecken und ihn somit sperren wollte.

Der Münchner hatte das Areal in einer Zwangsversteigerung erworben. Schon damals gab es für das Gebiet eine Veränderungssperre. Seither wurde vor Gericht gestritten, ob Arbeiten am Haus nun eine erhaltende Baumaßnahme sind - solche sind bei einer Veränderungssperre genehmigt - oder ein verbotener Umbau. Auch ließ der Eigentümer in diesem Zug den Weg sperren. Aus Sicherheitsgründen angesichts der Bauarbeiten, wie er sagte. Aus Schikane, wie es in der Bevölkerung wahrgenommen wurde.

Bürgermeister Georg Hohmann kündigte auf der Bürgerversammlung an, sich demnächst mit der Ottenhofener Bürgermeisterin Nicole Schley und den Verantwortlichen der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Ebersberg und Erding zu treffen. Denn der Bebauungsplan der Gemeinde hat nur bis zur Landkreisgrenze Bestand, und die verläuft genau durch den Fehlbach. "Ab da kann die Gemeinde nichts mehr machen", sagt Hohmann. Er hofft auf ein gemeinsames Vorgehen bei der Sägmühle. Der Termin wird aus Urlaubsgründen frühestens Mitte Juni stattfinden.

Markt Schwaben hatte vor Jahren bereits versucht, den Gehweg entlang der Sägmühle zu kaufen. Ein entsprechender Passus stand bereits im Grundbuch, es gab sogar einen Beurkundungstermin, zu dem der Vorvorgänger allerdings unentschuldigt nicht erschien, resümierte Hohmann bei der Bürgerversammlung. Später scheiterte der Erwerb daran, dass der damalige Eigentümer nicht mehr in Deutschland lebte. Als es schließlich wegen finanzieller Probleme des Vorbesitzers zur Zwangsversteigerung, wurde der Passus gestrichen. Dass es in der jetzigen verfahrenen Lage noch zu einem erfolgreichen Kaufvertrag kommt, bezweifelt nicht nur Hohmann stark.

Die Bürgerversammlung stimmte letztlich für Kufners Antrag, die abgerissene Brücke zum Thema im Gemeinderat zu machen. Wie eine Lösung aussehen kann, weiß Hohmann noch nicht: "Wir werden dran bleiben."

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