Markt Schwaben:Eine Kirche bittet um Asyl

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Die katholische Gemeinde Markt Schwaben will ihre Gottesdienste ein Jahr lang im alten Feuerwehrhaus abhalten

Von Isabel Meixner, Markt Schwaben

Die katholische Kirche möchte ihre Messen künftig in der Fahrzeughalle des alten Feuerwehrhauses abhalten. Wobei "möchte" relativ ist: Im Juli 2015 wird die Kirche Sankt Margaret im Inneren saniert. Voraussichtlich ein Jahr lang müssen die Gläubigen ausweichen. "Das alte Feuerwehrhaus wäre für uns eine geeignete Möglichkeit", sagt Pfarrer Herbert Walter. Er hat einen entsprechenden Antrag bei der Marktgemeinde eingereicht. Ob das leerstehende Gebäude übergangsweise für Messen gemietet werden darf, entscheidet der Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung am Dienstag, 2. Dezember. Beginn ist um 19 Uhr im Sitzungssaal des neuen Feuerwehrhauses.

Es gäbe auch die Möglichkeit, die Gottesdienste im Pfarrheim zu feiern, sagt Walter, aber in diesen "sauren Apfel" möchte der Pfarrer lieber nicht beißen. Denn dann würden andere Veranstaltungen ausfallen, und auch für die evangelische Kirche wäre das eine schlechte Nachricht: Sie will im kommenden Jahr mit dem Neubau ihres Gemeindezentrums beginnen und hat laut Walter bereits in der katholischen Gemeinde angefragt, ob sie während der Bauzeit das katholische Pfarrheim mitbenutzen dürfen. "Da könnten wir schon mithelfen, dass die Evangelen bei uns Unterschlupf finden", sagt Herbert Walter. Vorausgesetzt, die eigenen Messen finden im alten Feuerwehrhaus statt.

Stimmt der Gemeinderat dem Antrag zu, zieht die katholische Gemeinde mitsamt ihres beweglichen Altars und den Holzbänken, die während der Bauzeit ohnehin aus der Kirche entfernt werden müssen, in die Fahrzeughalle um. Unter der Bedingung aber, dass das Gebäude ohne großen finanziellen Aufwand ein wenig aufgehübscht werden kann. Denn ein bisschen feierlich soll es bei der Messe schon zugehen: Auf dem nackten Beton der Halle soll ein provisorischer Holzboden gelegt werden, an die Wände soll Kircheninventar gehängt werden. Pfarrer Herbert Walter betont aber gleich: "Wir bohren keine Löcher." Auch müsse geklärt werden, ob die Heizung funktioniert. "Ich könnte mir das da unten gut vorstellen", lautet das Fazit des Pfarrers.

Die fast 350 Jahre alte Kirche Sankt Margaret im Markt Schwabener Ortszentrum wird seit dem Juli dieses Jahres saniert. Die Feuchtigkeit hat dem Verputz stark zugesetzt, er muss innen und außen abgetragen und erneuert werden. Auch müssen die Kirchenwände von Ruß und Staub gereinigt und neu gestrichen werden. Das ist nicht nur kostspielig - derzeit rechnet Walter mit Gesamtkosten von 2,2 Millionen Euro -, sondern auch zeitintensiv und aufwendig: Denn die Arbeiten müssen per Hand erledigt werden. "Da kannst du mit keinem Sandstrahler durchgehen", sagt der Pfarrer.

Von den Kosten für die Sanierung übernimmt die Diözese München-Freising 70 Prozent und die Kirchengemeinde mit rund 700 000 Euro die restlichen 30 Prozent. Das Geld dafür hat sie noch nicht zusammen: Etwa 250 000 Euro fehlen noch. Zu den Kosten kommt außerdem der Betrag für eine neue Orgel hinzu, den die Markt Schwabener in der vollen Höhe von weiteren 250 000 Euro schultern müssen. "Es sind noch Spenden notwendig", sagt Walter. In der Pfarrkirche Sankt Margaret soll deshalb am zweiten Adventssonntag, 7. Dezember, um 18 Uhr nochmals ein Benefizkonzert zugunsten der Orgel-Sanierung stattfinden.

© SZ vom 02.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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