Markt Schwaben:Business im Bierzelt

Lesezeit: 2 min

Ilse Aigner gibt sich bei der 70-Jahr-Feier des CSU-Kreisverbands in Markt Schwaben volksnah. Die Wirtschaftsministerin findet lobende Worte für die Ortsverbände und fordert die Stärkung des Mittelstands

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Eine kleine Unstimmigkeit ließ sich dann doch ausmachen, an diesem Montagabend. Die CSU-Politikerin Ilse Aigner hatte für ihren Bierzelt-Auftritt statt eines Dirndlgwands einen Trachtenjanker gewählt. Aigner verzichtete diesmal auf die volle Trachten-Montur und betrat das Schweiger-Zelt in Markt Schwaben in Stoffhose und Bluse. Diesmal musste eine Joppe mit grünem Kragen über dem Business-Outfit genügen, Aigner, die stellvertretende Ministerpräsidentin, hatte im Anschluss an ihre Rede noch einen Termin in der Münchner Staatskanzlei.

Bayern und Business gehören längst zusammen, ungefähr so lautete auch die Botschaft Aigners 25-minütiger Rede. Zum 70-jährigen Bestehen des Kreisverbands der Ebersberger CSU hatte sich das Zelt gut gefüllt. Kreischef Thomas Huber und die Markt Schwabener Ortsvorsitzende Walentina Dahms moderierten vor der Ebersberger CSU-Prominenz aus Bundes-, Landes, Kreis- und Kommunalpolitik. An den Tischen saßen 250 Gäste, darunter Gratulanten wie Markt Schwabens Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) und Grafings Rathauschefin Angelika Obermayr (Grüne).

Beim Feiern verschwimmen die parteipolitischen Grenzen bisweilen. Aigner ließ sich einen Masskrug ans Rednerpult reichen, die 51-Jährige ist mittlerweile Bierzelt-erfahren. Eines der zentralen Themen sei die Wirtschaftspolitik, sagte die Wirtschaftsministerin. Für ihre Forderung, den Mittelstand zu stärken und Betriebe bei der Erbschaftssteuer zu entlasten, gab es Applaus von den Biertischen. Zudem, so Aigner, müsse Bayern bei allem Traditionsbewusstsein "die positive Entwicklung in der Digitalisierung fortsetzen" - es klangt ein bisschen wie das Laptop-und Lederhosen-Bekenntnis des früheren bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber.

Die Ministerin will hoch hinaus, was bei der CSU meist dann funktioniert hat, wenn die Bodenständigkeit bewahrt bleibt. "Ohne die Ortsverbände wäre die CSU gar nix", sagte Aigner also. Sie lobte die frühere Kreisvorsitzende Angelika Niebler aus Vaterstetten. Die CSU könne "von Glück reden, dass man so eine Europaabgeordnete hat", sagte Aigner. Niebler hatte aus terminlichen Gründen abgesagt, genau wie Christa Stewens aus Poing, die sich wegen eines lange geplanten Urlaubs entschuldigt hatte. Geadelt wurde Stewens trotzdem, Aigner nannte sie in einer Reihe mit Stoiber, Horst Seehofer und Alois Glück.

Die Kreis-CSU feierte sich am Montag selbst, und der Landtagsabgeordnete Huber setzte noch einen drauf. Die CSU sei "die letzte verbleibende Volkspartei in Europa", sagte er. "Wir sind für wertgebundene Integration bei gleichzeitiger Begrenzung des Zustroms", sagte schließlich Aigner - ein Satz der auch von ihrem Chef hätte stammen können. Aigner verzichtete zwar auf einen Seitenhieb auf die Schwesterpartei CDU und die umstrittene Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel. Die CSU müsse aber "aufpassen, dass sie für ihr Stammpublikum attraktiv bleibt".

Emotional wurde es dann, als Aigner das Zelt bereits in einer Menschentraube verlassen hatte. Ortschefin Dahms ernannte, den Tränen nahe, ihre Vorgängerin Magdalena Föstl, die ihr als "enge Vertraute stets zur Seite" stehe, zur Ehrenvorsitzenden, Föstl hatte an Dahms übergeben. Draußen ließ sich Aigner derweil artig fotografieren, die Trachtenjoppe zog sie erst aus, als sie die Autotür öffnete und sich auf die Rückbank ihres Dienstwagens setzte.

© SZ vom 08.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: