Makellose Performance:Mitreißend und dynamisch

Makellose Performance: Jazz-Rebellion in der Grafinger Turmstube: das "Xaver Hellmaier und Lukas Gabric Quartett".

Jazz-Rebellion in der Grafinger Turmstube: das "Xaver Hellmaier und Lukas Gabric Quartett".

(Foto: Christian Endt)

Jazz-Quartett bringt die Grafinger Turmstube zum Beben

Von Claus Regnault, Grafing

New York und Grafing: Welcher Unterschied der Dimensionen und des Lebensgefühls zwischen beiden Städten! Der Jazz hat diese Unterschiede überbrückt. Kein Wunder, dass das Konzert der "Western Rebellion" den kleinen Raum der Turmstube fast gesprengt hat, so mitreißend und dynamisch war ihr Spiel, vom Hard Bop auf Touren gebracht. Bürgerlich heißt dieses Quartett Xaver Hellmeier Lukas Gabric Quartett, wobei der in der Graz ausgebildete Hellmeier sein Schlagzeug fast wie ein Schnellfeuergewehr bediente, während der in Kärnten geborene, an den Jazzgeburtszentren Juilliard School und City College of New York als Tenorsaxschnellläufer trainierte Gabric das atemversetzende Tempo des American Way of Life, Marke New York demonstrierte. Das war ein regelrechter, freilich virtuos und technisch perfekt gestalteter Überfall.

Das Quartett hat zwei hochkarätige Mitspieler: den auf seinem Bass durchdachte Linien ziehenden Peter Cudec, Schüler Bassmeisters Ron Carter, und den Professor an der Musikhochschule München Tizian Jost am Klavier, der in seinen, fast erzählenden Improvisationen nicht in makellos perlenden Läufen stecken blieb, sondern diese immer wieder in fast schalkhaft wirkende Kleingestalten münden ließ.

Höhepunkt ihrer Performance war die ruhig atmende Darbietung des Evergreens "Scar Dust", bereits 1927 von Hoagie Carmicel komponiert, die jedem der Vier ausgiebige Gelegenheit zu berührenden Ausdeutungen gab, und in der auch Gabric die gesangliche Seite seines Instruments mit überzeugender Emotionalität vorführte, ehe er im Schlussstück den Lauf seines motorischen Spiels wieder anwarf.

Das Schöne an diesem grandiosen Abend war die Wiederbegegnung mit Be- und Hard Bop in den von Hellmeier wiederbelebten Arrangements großer Meister wie Cedar Walton und Sam Jones. Nach diesem Entrée hatte es die folgende Jamsession nicht leicht. Sie wählte eine Art Beruhigungsjazz, beginnend mit "Softly as in a Morning Sunrise", in welchem Cudek und vor allem der stets zuverlässige Martin Wessalowski an der Gitarre sanfte Töne anschlugen, ergänzt durch das neuerdings leicht romantisierende Spiel des Jungstars Niklas am Klavier. Nach dem Hörensagen hat sich diese Jamsession unter Beteiligung herausragender Regionalmusiker wie Claus Raible, Claus Koch und der mongolischen Sängerin Enji zu einem schönen Finale entwickelt.

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