Maibäume aufgestellt:Pflichttermin für Dirndl und Lederhose

Glonn hat das längste Exemplar und in Buch ist man beim Aufstellen besonders schnell: In neun Landkreisgemeinden werden neue Maibäume gefeiert.

Karin Kampwerth

Nach nur einer Stunde stand er, akkurat in bayerischem weiß-blau lackiert, stolze 35,57 Meter hoch und pfeilgerade gen Himmel gerichtet. Dass die Maibaumfreunde in Buch bei Kirchseeon so schnell sein würden, um ihr neues Wahrzeichen aufzurichten, hat viele Besucher überrascht. Denn wer erst um elf Uhr ankam, war schon zu spät. Das aber tat der Biergartenstimmung am gestrigen Sonntag in der Dorfmitte keinen Abbruch. Gut 2500 bis 3000 Gäste, darunter viele aus den umliegenden Ortschaften, genossen den ersten diesjährigen Pflichttermin des Feste-Reigens unter freiem Himmel, um Dirndl und Lederhosen auszuführen.

Maibäume aufgestellt: Starke Stammhalter: Traditionell nur mit Manneskraft und "Schwaiberln" werden die neun neuen Maibäume im Landkreis, wie hier in Oberndorf, aufgerichtet. Danach wird zünftig, aber schnell gefeiert - das Wetter hält nur bis zum Nachmittag.

Starke Stammhalter: Traditionell nur mit Manneskraft und "Schwaiberln" werden die neun neuen Maibäume im Landkreis, wie hier in Oberndorf, aufgerichtet. Danach wird zünftig, aber schnell gefeiert - das Wetter hält nur bis zum Nachmittag.

(Foto: Christian Endt)

Das galt auch für den Nachwuchs. Laura und Hanna etwa, beide neun Jahre. Oder Amelie und Lara, beide acht. In bunter Tracht und mit fliegenden Flechtzöpfen liefen die Mädchen über die mit Löwenzahn gelb gesprenkelten Blumenwiesen den Besuchern entgegen, um aus Weidenkörbchen Maibaum-Markerl zu verkaufen. "Das ist so eine Art Andenken", klärte Lara auf. Im Hintergrund Buben beim Fußball und Kleinkinder auf der Schaukel. Ein Idyll bayerischer Tradition, das selbst das Wetter zunächst milde stimmen konnte. Wobei mancher sorgenvolle Blick an den wolkenverhangenen Himmel dazu führte, dass man sich mit dem Essen beeilte. Noch vor dem Mittagsläuten drehte sich vom Ochs am Spieß nur noch ein Gerippe über dem Grill.

Währenddessen schraubten die Bucher Maibaumfreunde noch an der Befestigung des schnurgerade gewachsenen Stammes. Stifter Max Reis fixierte den neuen Maibaum mit faustgroßen Muttern. Hoch droben aus dem Korb eines Kranes brachten schwindelfreie Burschen die Zunfttafeln an. Dazu spielte die Kirchseeoner Marktkapelle auf.

Vom sicheren Boden aus beobachtete Thierry Willems den letzten Schliff. "Ja, wir waren schnell", sagte Willems über den Kraftakt der starken Kerle, die den Stamm nur mit ihren Muskeln und traditionellen Schwaiberln aufgerichtet hatten. Am Wetter habe das Tempo aber nicht gelegen, sondern daran, dass man vor fünf Jahren ziemlich Verspätung gehabt habe. "Da waren wir erst um 14 Uhr fertig", erinnerte sich Willems. Vielleicht lag die Geschwindigkeit auch an der Unterstützung der Baldhamer und Vaterstettener Burschen. Die hatten den Baum entwendet und als Gegenleistung für die anschließnede Brotzeit versprochen, beim Aufstellen zu helfen. "40 bis 50 Leute waren wir schon", schätzte Willems.

Gefeiert wurde nicht nur in Buch. Insgesamt neun neue Maibäume schmücken für die nächsten fünf Jahre Ortschaften im Landkreis. Den längsten Maibaum hievten die Männer des Burschenvereins Schlacht bei Glonn gen Himmel. Immerhin 41,89 Meter galt es, in die Senkrechte zu bringen. Auch in Egmating, Pliening, Steinkirchen, Berganger, Straußdorf, Oberndorf und Weißenfeld freut man sich über neue Maibäume. In Vaterstetten nutzte die Ortsgruppe des Bund Naturschutz die bayerische Tradition ökologisch um und pflanzte bereits zum 27. Mal nicht nur einen, sondern gleich vier lebendige Maibäume. Seit Sonntagnachmittag säumt ein Quartett kleinkroniger Blumeneschen die Baldhamer Straße.

Gefeiert wurde auch in Markt Schwaben. Dort gab es zwar keinen neuen Maibaum, aber ein Fest um den alten herum. Hoch hinaus ging es dennoch: Die Freiwillige Feuerwehr hatte ihre Hüpfburg für die Kinder aufgebaut.

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