Landwirtschaft:Durchwachsene Ernte

Das Wetter in diesem Jahr war auch für die Pflanzen anstrengend. Regenmangel im Frühling und im Frühsommer hat einigen Sorten arg zugesetzt. Insgesamt erwartet man im Landkreis aber ein durchschnittliches Ergebnis

Von Valentina Antonucci, Ebersberg

Hochsommerliche Temperaturen im März, dafür Schnee im Mai und kaum eine Woche ohne Regen im echten Hochsommer: Nicht nur für Menschen ist so ein Wetter ziemlich anstrengend, auch Pflanzen haben mit den extremen Schwankungen bei Temperatur und Feuchtigkeit zu kämpfen. Dementsprechend durchwachsen fällt auch die Erntebilanz 2017 im Landkreis aus.

Laut dem Bayerischen Landesamt für Statistik ist dieses Jahr ein durchschnittlicher Ertrag von Wintergerste zu erwarten, der, im direkten Vergleich zum Vorjahr, sogar um 2,4 Prozent gestiegen ist. Allerdings nicht überall, wie der Ebersberger Kreisobmann des Bauernverbandes und Biobauer Franz Lenz sagt. Nur auf gut bewässerten Böden könne man einen zufriedenstellenden Ertrag erwarten, was aber nicht überall der Fall ist. Denn gerade zur Reifezeit habe es eine längere Trockenperiode gegeben, so dass sich viele Körner nicht haben ausbilden können, weswegen die Ernte teils magerer ausfalle als sonst. Anton Mitterer, Berater im Sachgebiet Pflanzenbau beim Amt für Landwirtschaft Erding, erklärt, dass die vierwöchige Trockenphase im Juni vor allem dem Grünland sehr zugesetzt habe. Da dieses sehr viel Wasser benötige, gebe es hier große Einbußen beim Ertrag, berichtet er.

Landwirtschaft: Die Erntezeit hat begonnen, wie hier in Langwied sind vielerorts die Mähdrescher im Einsatz.

Die Erntezeit hat begonnen, wie hier in Langwied sind vielerorts die Mähdrescher im Einsatz.

(Foto: Christian Endt)

Auch wer sein Gemüse selber anbaut, hatte heuer mit den Wetterkapriolen zu kämpfen, sagt Marie-Luise Braun, Vorsitzende der Solidargemeinschaft Ebersberger Land. Diese vertreibt regionale Produkte und verpachtet auch Parzellen, die Sonnenäcker, wo Privatleute ihre eigenen Pflanzen ziehen können. Was heuer besonders im Frühjahr und Frühsommer wegen der Trockenheit und Hitze oft schwierig gewesen sei, so Braun.

Neben dem Wetter sei auch der Boden entscheidend für den Ertrag, erklärt Lenz. Gerade wenn es zu so langen Trockenperioden wie dieses Jahr kommt, würden die Pflanzen auf Schotterebenen oder Kiesböden bedeutend schlechter gedeihen, da Wasser von diesen nur schlecht gespeichert werden könne. Dies gilt neben Getreide auch für die Kartoffeln, so Mitterer. Auf Böden, die ausreichend Wasser speichern konnten, könnten gute Erträge erzielt werden. Diese erwartet auch Marie-Luise Braun. Beim Ebersberger Land vertreiben viele Kartoffelbauern ihre Ernte, hier zeichne sich heuer ein gutes Ergebnis ab. Franz Lenz bestätigt: "Es schaut nicht so schlecht aus, von der Menge her."

Landwirtschaft: Im Frühling kam erst die Wärme, dann der Schnee. Diese Abwechslung hat vielen Pflanzen nicht gutgetan.

Im Frühling kam erst die Wärme, dann der Schnee. Diese Abwechslung hat vielen Pflanzen nicht gutgetan.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Allerdings könnte heuer ein anderes Problem den Kartoffelbauern zu schaffen machen, sagt Lenz. Aufgrund der Hitze sei es bei einzelnen Kartoffelsorten vorgekommen, dass die Knollen bereits wieder austreiben. Da die neuen Triebe den Knollen Stärke entziehen, sind diese dadurch weniger haltbar. Zudem behindert der vorzeitige Austrieb die Reifung, was sich ebenfalls negativ auf die Haltbarkeit, aber auch auf die Qualität auswirkt.

Den Mais habe es da schon besser getroffen, sagt Mitterer. In der für den Mais kritischen Phase habe es noch ausreichend geregnet, ansonsten benötige dieser ohnehin weniger Wasser als die meisten anderen Ackerpflanzen. Aber auch hier sei die Beschaffenheit des Bodens für den Ertrag wichtig.

Eine offizielle Angabe zum erwarteten Ertrag von Obst kann dagegen weder Franz Lenz noch Anton Mitterer geben, jedoch berichtet der Pflanzenbauberater, dass er im eigenen Garten beobachten konnte, dass viele Blüten aufgrund des späten Frosts erfroren seien, weswegen er mit Ertragseinbußen rechne. Diese Beobachtung hat auch Eva-Maria Braun gemacht, sie erwartet für Äpfel ein Ergebnis, "das so in der Mitte liegt". Für eine echte Erntebilanz sei es hier aber noch etwas zu früh, die Sammlung der Früchte für den Ebersberger-Land-Apfelsaft beginnt erst am 16. September.

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