Landtagswahl 2018:Weg vom Tunnelblick

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Ein Huber kommt selten allein: Erwin Huber und Thomas Huber (rechts) unterhalten sich im Huberwirt mit Bürgermeister Walter Brilmayer (links). (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der frühere CSU-Vorsitzende Erwin Huber spricht in Oberndorf über Wachstum, Verkehr und Digitalisierung. Eines klammert er aber aus: Horst Seehofer und seine Zukunft

Von Theresa Parstorfer, Ebersberg

Das Thema Flüchtlinge kann Erwin Huber (CSU) nicht mehr hören. So sagt er das am Mittwochabend in Oberndorf zu Beginn einer Diskussionsrunde, die der Ebersberger Ortsverband der CSU organisiert hat. Gleich zu Anfang stellt der ehemalige Finanzminister und frühere CSU-Chef das mit den Flüchtlingen klar. Er sagt auch, dass er nicht über dieses Thema sprechen wird. Denn "wir müssen schauen, dass das politische Spektrum wieder breiter wird und wir nicht in einen Tunnelblick auf ein einziges Thema verfallen", so Huber, während von draußen Blasmusik zu hören ist. Nebenan findet die Festbierprobe für das Ebersberger Volksfest statt.

Logisch folgt für Huber in einem zweiten Satz, dass er ebenso wenig den Asylstreit behandeln wird, obwohl dieser die gesamtdeutsche politische Debatte in den vergangenen Wochen dominiert hat - und immerhin Erwin Huber es war, der gesagt hat, ein Rücktritt von Innenminister Horst Seehofer sei seiner Meinung nach "unausweichlich". Worin er sich offenbar geirrt hat, zumindest ist das der Stand an diesem Abend. Es bleibt zu spekulieren, ob der gerade erst zumindest augenscheinlich gelöste Clinch zwischen Horst Seehofer und Kanzlerin Angela Merkel womöglich das spannendere Thema gewesen wäre. Das Publikum scheint mit Huber übereinzustimmen, dass eine Lösung zwischen CSU und CDU "intern hätte gefunden werden sollen, anstatt öffentlich einen Bruch der Koalition zu riskieren". Das ist auch tatsächlich der letzte Satz, den Huber zu diesem Thema verliert, wofür er einen kurzen, kräftigen Applaus erntet.

"Eher nicht so spannend" sei das eigentliche Thema des Abends auf den ersten Blick, gibt CSU-Ortsvorsitzender Alexander Gressierer zu. An Relevanz sei es allerdings kaum zu übertreffen. Wohnraum, Infrastruktur, Digitalisierung sind die Schlagworte, die Erwin Huber in den kommenden zwei Stunden durchdekliniert.

Sozialer Wohnungsbau, ein fünftes Gymnasium, eine Berufsschule, Ausbau der zweiten Stammstrecke, Breitbandausbau bilden die allen Anwesenden bekannten Unterkategorien. Zugrundeliegende Frage ist: "Wie viel Wachstum ist gut?" Denn, und das stützt auch Ebersbergs Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU): Problematisch sei es, wenn "Leute sich Wachstum wünschen, sobald es ihnen schlecht geht, und kein Wachstum wollen, wenn es ihnen gut geht".

In Ebersberg geht es den Menschen zwar im Vergleich zu vielen anderen Landkreisen gut, darin sind sich die Sprecher des Abends einig. Doch auch ein Wachstum von 17,4 Prozent spüre man, so der zweite Huber im Raum, Landtagsabgeordneter Thomas Huber (CSU). Die Herausforderung bestehe darin, dieses Wachstum "human zu gestalten". Ein Stopp der wirtschaftlichen Entwicklung sei dennoch keine Lösung, so Brilmayer. Keine Infrastrukturprojekte, keine neuen Schulen und auch keine neuen Gewerbegebiete zu planen, sei problematisch, auch wenn sich vor allem Letzteres viele Landkreisbürger wünschen würden. "Straßen beispielsweise müssen instand gehalten werden, egal von wie vielen Leuten sie letztlich befahren werden", sagt Brilmayer, die Kosten dafür müssten aber bei einer hypothetisch gleichbleibenden oder gar schrumpfenden Bevölkerung von weniger Bürgern finanziert werden. Und Steuererhöhungen, das höre auch niemand gerne.

Ländliche Regionen in Bayern und damit auch Ebersberg zu stärken, Anreize zum Bleiben auch für junge Menschen zu schaffen, das sei eine Aufgabe, die die CSU "sehr ernst nimmt", so Gressierer. Während klar ist, dass der Breitbandausbau ländlicher Räume ein Pluspunkt für diese "Jungen" sein kann, versucht Erwin Huber seinem eher älteren Publikum an diesem Abend noch die Angst vor der Idee zu nehmen, dass "Autos schon bald autonom fahren werden können". Das gehöre zur Zukunft dazu, die Vergangenheit könne man nicht ändern, so sein Schlusswort.

© SZ vom 06.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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