Landtagswahl:Schlaflos in Aßling

Eine Panne bei der Veröffentlichung der Zahlen bringt Waltraud Gruber um eine ruhige Nacht.

Von Sophie Rohrmeier

Landtagswahl: Dass sie in den Landtag einziehen wird, hält Waltraud Gruber (Grüne) für eher unwahrscheinlich. Trotz eines guten Erstimmenergebnisses im Landkreis. Foto Peter Hinz-Rosin

Dass sie in den Landtag einziehen wird, hält Waltraud Gruber (Grüne) für eher unwahrscheinlich. Trotz eines guten Erstimmenergebnisses im Landkreis. Foto Peter Hinz-Rosin

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Eine unruhige Nacht hatte Waltraud Gruber unmittelbar nach der Landtagswahl am Sonntag. 9,6 Prozent für die Direktkandidatin der Grünen in ihrem Heimatort - das zeigte die Statistik des Landratsamts bis 23 Uhr, als sie noch einmal nachgeschaut hat, ob das stimmen kann. "Und so bin ich dann ins Bett gegangen. Ich konnte gar nicht richtig schlafen." Am nächsten Morgen aber ist klar: Die Aßlinger haben Waltraud Gruber nicht im Stich gelassen - "meine Aßlinger", nennt die Kandidatin sie. Das Landratsamt hatte irrtümlich die Frauenneuhartinger als Aßlinger Zahlen gemeldet. Tatsächlich konnte Gruber in ihrer Gemeinde 21,01 Prozent der Erststimmen holen und 8,39 Prozent der Zweitstimmen. Insgesamt 11,74 Prozent der Erststimmen holte sie im ganzen Landkreis. "Jetzt bin ich auf Platz 13 nach oben gerutscht", sagt sie Umweltingenieurin, und die Erleichterung schwingt in ihrer Stimme mit.

Denn die Anzahl der Stimmen, die Waltraud Gruber am Sonntag für die Grünen gewonnen hat, ist im Vergleich zur Landtagswahl vor fünf Jahren sogar gestiegen, nachdem ihr Platz auf der Liste der oberbayerischen Grünen für sie eine Enttäuschung gewesen war. Nummer 19, "so weit schaut man vielleicht gar nicht beim Ankreuzen", sagt sie noch am Tag nach der Landtagswahl.

Doch hätten die Grünen in Bayern insgesamt besser abgeschnitten, oder anders gesagt: so gut wie Waltraud Gruber in Ebersberg, dann wäre die erfahrene Kommunalpolitikerin nun vielleicht im Landtag. Sie warte noch auf die Auswertung aller Zweitstimmen, spätestens im Laufe des Dienstags erwartet sie ein Ergebnis. Und endlich auch die Sicherheit, ob sie nun künftig im Landtag arbeiten kann oder nicht. "Ich halte es aber immer noch für unwahrscheinlich", sagt sie. Und das, obwohl sie sich bayernweit gut geschlagen hat. Denn sie habe nun mit ihrem Ergebnis einige Kandidaten der grünen Liste überholt, unter anderen die Abgeordnete Claudia Stamm, die in Rosenheim Ost unter elf Prozent der Erststimmen blieb. Dem bayernweiten Abwärtstrend der Grünen, die im Landtag nun einen Sitz weniger haben werden, hat Waltraud Gruber in Ebersberg zu widerstehen vermocht. "Ich bin mit mir im Reinen, wie man so sagt", bilanziert sie.

Auf den Erklärungsversuch, die Grünen hätten ihre Kernkompetenz, die Energie- und Umweltpolitik, in diesem Wahlkampf nicht genug betont, reagiert Gruber selbstbewusst, aber auch mit etwas traurigem Unterton: "An mir hat's nicht gelegen." Denn ihr Thema ist seit Jahrzehnten die Energiewende gewesen - und ihres ist es geblieben. "Ich habe nicht strategisch darauf gesetzt, das ist einfach mein Engagement", erklärt sie. In Grafing etwa kam sie damit offensichtlich bei den Wählern gut an, 16,5 Prozent haben dort für sie gestimmt, in Moosach über 15, und in weiteren Gemeinden über 13 Prozent. Sollte es trotzdem nicht für einen Sitz im Landtag reichen, bekennt sich Gruber weiterhin zur Kommunalpolitik. "Im Kreistag wollte ich immer weitermachen, so oder so", der Bodenhaftung halber, sagt Gruber.

Zunächst aber sei Ausspannen notwendig, nach einem intensiven Wahlkampf wie nie zuvor. Die Kinder zum Essen einladen, die Mutter besuchen, den Garten ernten, Urlaub. In den kommenden Nächten jedenfalls sollte Waltraud Gruber besser schlafen, denn: "Das Ergebnis in Aßling tut mir total gut.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: